Palermo ist mit 668.000 Einwohnern Italiens
fünftgrößte Stadt und das politische sowie
kulturelle Zentrum Siziliens. Im 8. Jahrhundert v. Chr. von den
Phönizier gegründet, erlebte die Stadt vor allem
unter der Vorherrschaft der Araber sowie der Normannen und der Staufer
eine Blütezeit.
Die Araber beherrschen im 9ten und 10ten Jh. für 200 Jahre
Sizilien. Mit 120.000 Einwohnern war Palermo nach Cordoba und Byzanz
die größte Stadt Europas.
Das Erbe dieser Zeit ist eine riesige Altstadt die die
zweitgrößte Europas sein soll. Im 11ten und 12ten
Jh. eroberten die Normannen die Insel. Sie kamen dabei nicht
über das Meer sondern über das Festland. Ihre erste
Basis lag an der Adria. Von dort eroberten sie erst den Süden
Italiens und setzten dann auf die Insel über. So entstand
für die nächsten Jahrhunderte das gemeinsame
Herrschaftsgebiet Neapel/Sizilien. Unter den Normannen entwickelte sich
eine byzantinisch, arabisch, romanische Mischkultur die in Europa ohne
gleichen ist. Palermo war Residenzstadt und der normannische
Palast gilt als der älteste erhaltene Königsresidenz
Europas.
In Palermo gibt es mehrere Kirchen im arabisch-normannischen Stil.
Für Kirchengebäude ungewöhnlich sind deren
außen rot gefärbte Kuppeln, die an Islamische Kunst
erinnern. Das bedeutendste Kirchengebäude von Palermo ist die
Kathedrale. Der heutige Bau wurde 1184/1185 errichtet.
An den drei Apsiden ist deutlich der
arabische Einfluss zu erkennen.
Das Innere ist geprägt durch den
Umbau vom Ende des 18. Jahrhunderts und zeigt eine klassizistische
Pfeilerbasilika über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes.
Rechts neben dem Presbyterium liegt die
Kapelle der heiligen Rosalia. In einer Silberurne aus dem Jahre 1632
werden hier die Reliquien der Stadtpatronin Palermos aufbewahrt.
Auf dem Boden vor dem Altarraum befindet
sich ein Meridian, den der Ceres-Entdecker Giuseppe Piazzi 1801
anbringen ließ. Es handelt sich dabei um eine Art Sonnenuhr,
mit der Piazzi die auf dem Sonnentag basierende modernere
Stundenteilung gegenüber der traditionellen Einteilung
„all’italiana“ populär machen
wollte. Das Licht der Sonne, das durch eine kleine Öffnung in
einer der Kuppeln im Seitenschiff fällt, überquert
eine in den Boden eingelassene und exakt Nord-Süd verlaufende
Linie aus Messing immer genau um 12 Uhr mittags. Durch den sich im
Jahresverlauf ändernden Sonnenstand können zudem die
Sonnenwenden, die Tagundnachtgleiche sowie die Tierkreiszeichen
abgelesen werden.
Seit dem Umbau im 18. Jahrhundert sind
die
Staufer-Königsgräber von Friedrich II und Heinrich VI
in einer Seitenkapelle hinten im rechten Seitenschiff aufgestellt.
Leider war der Zugang am Abend schon geschlossen.
Neben zahlreichen Kapellen für ´alte´
Heilige gibt es auch eine Seitenkapelle für Guiseppe Puglisi
der als Mafia-Opfer 2013 selig gesprochen wurde.
Der Normannenpalast (Palazzo dei Normanni oder Palazzo Reale) war
früher Sitz der Könige und Vizekönige
Siziliens und ist heute Sitz des Sizilianischen Parlaments.
Der Parlamentssaal zeigt in barocken
Malereien die Taten des Herkules. An den Wänden in Grisaille
und an der Decke als farbiges Fresko.
Der Saal der Gesandten zeigt die
´Vizekönige´, die im Schloss residierten
nachdem die Hauptstadt nach Neapel verlegt wurde.
Besonders sehenswert sind die Cappella
Palatina und die Zimmer des Roger mit Mosaiken aus normannischer Zeit.
Die Cappella Palatina
(„Palastkapelle“) wurde 1132 bis 1140 n. Chr. unter
König Roger II. im normannisch-arabisch-byzantinischen Stil
als Hofkapelle des Palazzo dei Normanni von Palermo errichtet. t. Die
Cappella Palatina ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Der Fußboden ist mit kunstvollem
Marmor und Porphyr geschmückt.
Die
Decke aus Tannen-Holz ist reich mit arabischer Schnitzkunst (Muqarnas)
verziert.Sie erinnert etwas an die Hohlkehlen der spanischen Nasriden.
Die Decke besitzt eine sehr feine Bemalung die jedoch vom Boden aus
nicht zu erkennen ist. Auch die Länge der
zapfenförmigen Kehlen mit etwa 1,5m ist vom Boden aus nicht zu
erahnen.
Höhepunkt sind aber
wohl die Mosaiken an den
Wänden und in der Kuppel. Während sich in der Kuppel
acht Engel um Christus als Weltenherrscher reihen, sind an den
Seitenwänden Darstellungen
des Lebens von Paulus zu sehen.
Die Frage ´Wer hat Paulus getauft?´ hätte sicher das Potential zur ´Millionen-Euro-Frage´.
Im Obergaden gibt es Episoden aus dem Alten Testament. Die
Schriftzüge sind in Latein und Arabisch.
Die Arche Noah ist wegen des begrenzten Platz etwas klein geraten.
Die Zeichnung
der Mosaike wirkt sehr fein. Es gibt plastische Gesichter und
Gewänder.
Die Künstler arbeiteten teilweise perspektivisch und die
Darstellungen sind der Renaissance näher als dem Mittelalter.
Aus der Zeit um 1140 gibt es im übrigen Europa nichts
vergleichbares, das auch nur
ansatzweise so gut erhalten ist.
Lediglich im Eingangsbereich gibt es
ein paar restaurierte Schadstellen, ansonsten wirken die Mosaike
frisch, als wäre das Gebäude grade erst
fertiggestellt.
Weitere Mosaiken gibt es im Zimmern des
Roger, dem Privatgemächern des Königs. Leider wurde
dafür versehentlich keine Karte gekauft und daher war der
Wandschmuck nur
durch den Eingang zu fotografieren.