Ausbruch des Cumbre Vieja 2021 - Tag I


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Anfang des Jahres stand für den 11. Oktober 2021 eine sichere Sterbedeckung durch den Kleinplaneten 2-Pallas auf der Zielliste. Der Randbereich sollte unweit der Grenze zu den Niederlanden verlaufen. Das hätte sich gut mit einen Verwandtschaftsbesuch kombinieren lassen, doch dann änderte der unerwartete Vulkanausbruch auf LaPalma alle Pläne. 

Im Mittel gibt es auf LaPalma 2 Ausbrüche pro Jahrhundert. Der letzte Ausbruch war 1971. Ein neuer Ausbruch war eigentlich fällig. 1971 fand der Ausbruch an der Südspitze statt und dauerte 3 Wochen. Das war eigentlich ungewöhnlich, denn in den letzten 500 Jahren lagen fast alle Ausbrüche an der Westseite des Cumbre Vieja. 2021 war dann auch dort wieder das Ausbruchsgebiet. 

Die Aktivität war ungleich stärker als 1971. Zu Beginn gab es eine Phase mit langsam fließender Lava die sich dann in eine Phase mit dünner, in Fontänen hoch spritzender Lava wandelte. Bis zu meiner Ankunft in der 3. Aktivitätswoche war die Aktivität beständig angestiegen. Zu der Zeit gab es 3 Schlote und bis zu 5 Lavaflüsse. Mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Die 3 Schlote waren nicht immer zu sehen, denn es gab eine starke Rauchentwicklung die den Vulkan oft in undurchdringlichen Nebel hüllte. Die Asche verteilte sich auf der gesamten Insel. Selbst im Norden und Osten der Insel die entgegen der üblichen Windrichtung lagen gab es Ascheniederschlag, da die Aschewolken mehrere Kilometer aufstiegen und sich über die Passatschicht großflächig verteilten.  Dies war beim Anflug gut zu sehen.

LaPalma aus dem Flugzeug. Die oberste Grafik ist um 180 Grad gedreht. Beim Anblick aus dem Osten ist links der Höhenzug des Cumbre Vieja und rechts der Höhenzug des Roque des los Muchachos zu erkennen.  Die Häuser am unteren Rand bilden die Inselhauptstadt Santa Cruz. Die Aschewolke  steht am Nordwesthang des Cumbre Vieja.

Lavafeld: Situation in der 4. Woche.

Nur wenige Tage nach Neumond bot es sich an Astrobeobachtung und Vulkanismus zu verbinden. Als Standort wurde daher die Astro-Finca Athos im Norden der Insel gewählt. Die Anfahrt vom Flughafen dauert etwa 2 Stunden. Der Weg führte in ElPaso nah am Vulkan vorbei. Dort war ein erster Blick möglich.

An dem Tag war die Luftfeuchtigkeit hoch und am Tag war von der Lava kaum was zu erkennen, doch immerhin war es möglich ein paar Standorte für Folgebeobachtungen ins Auge zu fassen. 

Ein kleiner Parkplatz hatte eine dünne Ascheschicht. Näher am Vulkan liegt die Asche bis zu einem Meter hoch. Die Verteilung der Asche ist sehr ungleichmäßig, ähnlich wie man es von Schneeverwehungen kennt.



Da sich im Tal die Wolken sammelten fiel die Entscheidung in der ersten Nacht gleich auf den wolkenfreien Roque de los Muchachos zu fahren. Dort stehen in 2400m Höhe einige der größten Teleskope der Welt. Die wurden jedoch nicht weiter untersucht um am Berg die ´Blaue Stunde´ nicht zu verpassen. Am ´Mirador de los Andenes gab es mehrere Mitbeobachter doch vom Vulkan war nur eine riesige Wolke zu sehen. 

Blick nach Süden zum Vulkan (oben) 
und Blick nach Norden aufs Meer (unten)

Andere Athos-Gäste hatten schon berichtet das an diesem Mirador die Lavafontänen durch einen kleinen Vordergrundberg verdeckt werden. Besser war die Geometrie von einem etwa 1 km entfernten zweiten Aussichtspunkt, der jedoch über steinigen Untergrund erwandert werden muss. Wegen der Sturzgefahr wurde zu diesem Punkt kein Teleskop mitgenommen, doch auch mit dem Fernglas ließ sich die ansteigende Aktivität in der Nacht gut verfolgen. Zunächst gab es nur einen kleinen glühenden Funken der sich im Laufe der Zeit vergrößerte und zu einer schönen Feuerzunge entwickelte. 

Über der Fontäne stand senkrecht eine Rauchwolke die westlich silbrig vom Mond beleuchtet wurde. Im Westen war sie dunkel und am Unteren Rand durch den Vulkan rötlich - ein magischer Anblick. Die Mondsichel war schmal und die Milchstraße verlief klar sichtbar zwischen Vulkan und Mond zum Horizont. Dazu im Westen die Venus mit etwas Restdämmerung. Die Stimmung war genial und ist auf keinem Foto wiederzugeben. ...trotzdem wurde es natürlich probiert :-)

Vor Ort traf ich ein nettes spanisches Pärchen das mich mit Tortillas und heißen Kakao versorgte. Zu einer kleinen Fiesta fehlte nur noch ein Glas Wein, doch der Blick in das Tal war schon berauschend genug. Fotos entstanden mit 50mm und 135mm Tele sowie einen Fisheye. Das Fisheye machte eigentlich die schönsten Bilder. 

Die Aufnahmen wurden zu einem Video kombiniert:

Es war empfindlich kalt und meine Mitbeobachter waren mit Schals und Handschuhen unterwegs. Die eingepackte Winterjacke und die Stiefel zahlten sich aus. Mit dem nahenden Untergang des Mondes wurde es sehr dunkel und der schlechte Weg ließ einen rechtzeitigen Rückmarsch bei Restlicht ratsam erscheinen.

Es wurde dann nochmal der erste Aussichtspunkt angesteuert. Hier war der Vulkan zwar teilweise verdeckt doch die Aktivität hatte inzwischen soweit zugenommen, dass die Fontäne über den Vordergrundberg hinausschoss. Auf sicheren Boden konnte hier das Teleskop aufgebaut werden und es entstanden detailreiche Bilder. Trotz der großen Distanz von 16 km waren einzelne Lavaspritzer aufzulösen.


Nach einer Stunde Beobachtung wurde das Teleskop abgebaut und des ging die kurvige Straße zurück nach Athos.



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