Auswertungen und Ergebnisse
Für das Jahr 2011 war ein besonders starkes Drakonidenmaximum erwartet worden.
Die Prognosen reichen bis zu 1000 Stück pro Stunde.
Es sollten 2 Trails aus dem 19ten Jh. gestreift werden. Der Streifschuss machte die
Prognosen extrem unsicher und zugleich die Messung wissenschaftlich extrem interessant.
Leider sind die Wetterprognosen für Oktober in Deutschland unsicher.
Wetterguru Jay Anderson und das MFSC der NASA empfahlen in den rot umrandeten Bereich in Nordafrika
auszuweichen.
Um beim Wetter auf Nummer sicher zu gehen, begab ich mich zusammen mit Markus Schnoebel in
das sonnige Aegypten. In Hurgada gibt es 360 sternklare
Naechte pro Jahr. Um der Lichtverschmutzung um Hurgada zu entgehen, wählten wir
das Hotel Coral Garden etwa 23km südlich von Safaga, was einen dunklen Himmel versprach.
Es hat dann auch alles nach Wunsch funktioniert.
Die Drakoniden waren trotz niedrigen Radiantenstand gut zu sehen.
Zwischen 19:00 und 20:00 UT zaehlten wir 17 Schnuppen und zwischen
Nach 20 Uhr UT waren es nochmal 15 Stueck.
Danach und davor gab es eine spuerbar geringere Aktivitaet.
Insgesamt wurden 38 Meteore gesichtet.
Eine HR von 17 klingt nach wenig, ist es aber nicht!
Das Gesichtsfeld war um etwa 30% obstruiert und der helle Mond liess nur
etwa 10% der Schnuppen sichtbar werden.
Korrigiert ergibt sich eine HR von 234. Wenn man dann noch den
niedrigen Radiantenstand rausrechnet, muesste die ZHR bei etwa 400
gelegen haben. - Es haben also weder die Skeptiker
noch die Euphoriker recht behalten!
Die Auswertungen der International Meteor Organisation (IMO) zeigten ein eher spitzes Maximum
Der Vergleich mit der eigenen visuellen Kurve zeigt das spitze Maximum nicht. Die geschätzten Raten
sind aber nicht so weit entfernt.
Das Maximum erschien uns eher breit als spitz, doch die Videodaten
zeigten ein anderes Ergebnis. Insgesamt gelang es in 4 Stunden und 15 Minuten 104 Drakoniden
und 5 Sporaden aufzuzeichnen.
Die Lage des Radianten unweit des Drachenkopfes ist gut zu erkennen
In der Animation kommt das spitze Maximum gut raus
Vor 20 Uhr wurden auch einige hellere Exemplare beobachtet,
während es danach nur noch schwache Schnuppen gegeben hat.
Das passt zu den Prognosen nach denen der ältere Dusttrail mit
den helleren Schnuppen zuerst getroffen werden sollte.
Die 3 hellsten Exemplare sind hier in einer Animation zusammengefasst.
Die Fallgeschwindigkeit entspricht der realen Fallgeschwindigkeit während
der Aufzeichnung. Die Drakoniden kriechen geradezu über den Himmel. Mit
20km je Sekunde sind sie einer der langsamsten Sternschnuppenströhme.
Um möglichst viele Sternschnuppen zu fotografieren,
wurde die Kamera auf den Radiant gerichtet.
Dies führt dazu, dass nicht wie üblich die Radiantenhöhe über
den Sinus(h) korrigiert werden kann. Da die Kamera
aber schon bei vielen anderen Strömen so verwendet wurde,
gibt es einen empirischen Korrekturfaktor von 2,6 der
bei den Geminiden und Perseiden recht gut das Verhältnis zur
ZHR widerspiegelt. Da die Kamera jedoch bevorzugt helle
Meteore zeigt, passt bei den eher schwachen Drakoniden besser ein Faktor von 3,2.
Dieser empirische Wert wurde bei den Quadrantiden 2011 ermittelt, die
vom Populationsindex besser mit den Drakoniden vergleichbar sind.
Bemerkenswert ist das kleine Vormaximum zwischen 18:45 und 19:00 UT, das
sowohl in den Daten der IMO wie auch in den eigenen Messungen zu finden ist.
In den Radiobeobachtungen kommt dieser erste Peak besonders klar heraus.
Die beiden hellsten Schnuppen fielen ebenfalls in dieses Intervall.
Es hat mehrere Maxima gegeben. Von den Prognosen her passt am ehesten eine Vorhersage von Vaubaillon aus dem Jahre 2011
die um 18:45 UT den Zusammestoß mit einem Trail von 1894 erwarten lies.
Das Maximum selbst scheint nach unseren Daten ein enges Doppelmaximum gewesen zu sein.
Allerdings ist die Grundgesamtheit für eine sichere Aussage zu gering.
Doppelmaximum?
Im Vergleich mit den Daten der IMO zeigt sich bei einer 1:1:1 Mittelung eine sehr gute Korrelation.
Markus belichtete die ganze Nacht parallel mit einer EOS und einem Weitwinkelobjektiv.
Heraus kam eine bemerkenswerte Strichspuraufnahme auf der sich 2 Meteore finden lassen.
Die beiden Exemplare sind in den folgenden Bildern herausvergrößert
Das hellere Exemplar zeigt in der Mitte den Ansatz einer Rauchspur was bei den langsamen Drakoniden eher
unerwartet ist.
Sebastian Voltmer fotografierte im Harz einige helle Drakoniden.
Interessant ist der finale helle Flash der auch auf dem Foto von markus zu sehen ist.
Der finale Flash kann sich nur bilden, wenn ein Meteor tief in der Atmosphäre auf dichte Luftschichten trifft.
Bei den Drakoniden ist dies wegen der Langsamkeit auch bei eher schwächeren Meteoren möglich.
Bei den Leoniden oder Perseiden kann man soetwas nur bei deutlich helleren Feuerkugeln beobachten.
Die Meteore wurden auch zu einem Youtube-Video verarbeitet.
Es gibt 2 Versionen. Einmal mit realer Fallgeschwindigkeit
und einmal im 3-fach Zeitraffer:
http://www.youtube.com/watch?v=tIBeugqI--I
http://www.youtube.com/watch?v=jCVu5L6ZyXw
Ein weiteres Video gibt es vom Sonnenaufgang in Ägypten am Hotel Coral Garden in Safaga
http://www.youtube.com/watch?v=d0j7Bh9iaZ0