(17) Thetis verfinstert TYC 1407-00130-1





In der Nacht vom 21. auf den 22.4.2007 sollte der Kleinplanet (17) Thetis den 10,2 mag Stern TYC 1407-00130-1 bedecken. Der prognostizierte Pfad verlief quer über Deutschland vom Ruhrgebiet bis Salzburg an der österreichischen Grenze. Die Sicherheit war auf der Zentrallinie mit 70% angegeben. Das Wetter war in weiten Teilen des Finsternisgebietes gut.



Ich wählte einen Standort nahe der Zentrallinie bei dem kleinen Dorf Helchenbach mit den
Koordinaten 48:48:04 n.B. und 11:58:59 o.L.



Zur Aufzeichnung wurde eine Mintronkamera bei 6,25 fps mit einem 5 Zoll Refraktor verwendet. Parallel wurde visuell mit einem 13-Zoll Dobson bei 166-fach beobachtet. Die Bedeckung ereignete sich zwischen
22:46:38,72 UT und 22:46:45,12 UT
Die Zeitdauer lag bei 6,4 sek und war damit kürzer als erwartet. Während der Bedeckung war am Dobson der 12,5 mag helle Kleinplanet vor dem Stern zu sehen. Nach Addtion einiger Bilder war er auch in den Mintrondaten finden.



München sollte nach der Prognose knapp außerhalb des Pfades liegen. Doch auch dort wurde eine 3,44 sek dauernde Bedeckung registriert. Aus den beiden Beobachtungen läßt sich grob abschätzen, dass sich der Pfad um etwa 20% nach Südwesten verlagert hat und zudem etwa 20% schmaler gewesen sein muß. Weitere Ereignisse gab es während der Aufnahmedauer zwischen 22:40:56 UT und 22:47:32 UT nicht.

Etwa 40 min vor der Bedeckung enstand eine erste Kontrollaufnahme. Hier ist Thetis knapp neben dem Zielstern zu erkennen.



Zwei weitere Sternwartenmitglieder meldeten ebenfalls positive Sichtungen, so dass sich die Form von Thetis fast schon vereinsinternen bestimmt läßt. Hier die begeisterten e-mails der Kollegen:

Michael Parl:
"Außenstation Hohenlinden" meldet positive Bedeckung von Thetis bei sehr guten äußeren Bedingungen.
Da wir ca. 6.9 s Bedeckungsdauer gesehen haben, Herbert Raab 27 km vom Nordrand innerhalb nichts, müßte der Pfad wohl noch die VSW getroffen haben - also endlich erstes 80-er Ereignis!? (Toll wär's natürlich streifend mit Berg und Tal ...)
Hohenlinden muß allerdings leider eine (kleine) technische Panne zugeben: aufgrund eines Setup-Fehlers im Mintron-Menue war die Empfindlichkeitseinstellung abgeschaltet (sollte eigentlich auf Manuell und 100% stehen, so hatte ich es jedenfalls explizit eingestellt - was die Verstellung verursacht hat, ist mir bis jetzt nicht klar, vielleicht ein Wackelkontakt in der Stromzufuhr). Folge war, das der Stern recht schwach wirkte und die Integrationszeit sehr hoch (x12) eingestellt werden mußte. Ich hoffe, daß ich die Zeitfehler durch Analyse des Videobands auf +/- .10 s hinbekomme.
Da wir rechtzeitig am Beobachtungsort angekommen waren, konnten auch einige Aufnahmen von der Annäherung von Thetis an den Stern gemacht werden, mal sehen, was da dann rauskommt.
Jedenfalls eine insgesamt gelungene Expedition (Dank auch an Klaus!)
Hoffentlich ist es dem Rest der VSW-Mannschaft (Gährken, CPH, Elsässer und vielleicht auch Eggendinger [dem hatte ich am Freitag meine Aufsuchkarten kopiert]) mindestens ebenso gut gegangen!

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C.P. Heidmann:
erst mal meinen herzlichen Glückwunsch an die Hohenlindener Crew und alle anderen Thetis-Beschatteten.
Die Zentrale kann diesmal eine absolut seidig-geschmeidige Beobachtung berichten:
Der Mintron-Teufel hatte es bei uns nur zu einer Verstellung des Titels auf "AAAAAAAAAAAAAAA" gebracht, was ich jetzt mal wie eine ebay-Bewertung lese. Den von dir schon bemerkten Zirren und später aufkommendem Dunst drohte ich mit "800mm Öffnung", da gaben sie klein bei und verzogen sich. Der 80er durfte sich am Saturn warmlaufen und machte nicht die geringsten Probleme bei Pointing und Tracking. Einfach auf das Feld geschwenkt, und schon wars auch identifiziert, dank des kleinen schiefen Sterndreiecks. Der überzählige, bei 24x sonnengrelle Fleck musste dann Thetis sein, und so wars dann auch. Die Annäherung wurde mit langer Integrationszeit (x2) verfolgt und 2 mal je 1 Minute lang aufgezeichnet. Um 0:39 begann dann die Aufzeichnung und Beobachtung mit x1 / off, denn einem 90km Knödel kann man ja einen Satelliten zutrauen. Die Entscheidung für die hohe Zeitauflösung sollte sich später noch als richtig erweisen. Josef H. und ich beobachteten den Monitor, und Tobias L. sagte die Minuten an, so dass für die heisseste Phase nach 0:46 die Aufmerksamkeit noch einmal geschärft war.
Um 0:46:46 war es dann so weit: Gute 20 Sekunden nach dem nominellen Ereigniszeitpunkt war der Stern bis auf ein schwaches Fünkchen weg, und kam nach langer Wartezeit plötzlich wieder. Live gestoppt waren es 3.44s, später vom Band bekam ich 3.37s und 3.50s, Mittelwert 3.44s. Die First Shadow Party für den 80er bestand aus Anstoßen mit Kaffeehumpen mit Wolfgang Prade und Tobias.
So gut bis hierher. Auf der Heimfahrt in der Nacht-S-Bahn hab ich dann mal überschlagen, wie weit wir im Schattenpfad lagen. Mit den technischen Daten 3.44s Bedeckung von 9.5s möglichen, sowie 90km Durchmesser kam ich auf 3km, oder anders gesagt: unsere Sichtlinie lag maximal 3000m unterhalb des mittleren Thetis-Horizonts - hm, nicht so weit, wie ich ursprünglich geneigt war zu denken.
Zu Hause habe ich mir das Band noch mal auf Sekundärereignisse angesehen und an der Bedeckung noch mal die Zeit genommen. Moment, der Stern verschwindet ja nicht plötzlich, sonder ganz ähnlich wie bei Tercidina! Tatsächlich sind sowohl Verschwinden als auch Wiedererscheinen graduell über wenigstens 3 Bilder.
Wie ich mir dies so ansehe, springt mir noch was ins Auge: Das nachgebliebene Fünkchen ist nicht konstant da, sondern blinkt kurz vor Wiedererscheinen des Sterns erst schwach, und dann noch einmal etwas stärker auf, und das sieht mir nicht nach Rauschen aus.
Das Band muss also unbedingt fotometriert werden! Ein Wermutstropfen bleibt: Es wird sich für einige Zeit die Frage stellen: Wie wollnwa das noch toppen? Und wann? Jedenfalls war wohl das richtige Gerät am richtigen Platz, und die Mannschaft hat auch nicht alles falsch gemacht.



Die vereinsinterne Auswerung ergab folgendes Bild:



Gut zu sehen ist die Süddrift und der unerwartet kleine Durchmesser des Himmelskörpers. Die Auswertung sämtlicher Beobachtungen bestätigte den ersten Eindruck:



Aus den 3 Vereinsmessungen wurde ein Nord-Süddurchmesser von 72 km abgeleitet. Der tatsächliche Wert lag mit 75,8 km nur knapp daneben. Der Asteroid ist mit 75,8 x 62,7 km deutlich kleiner als erwartet. Der Durchmesser ist gering für einen Planetoiden der aufgrund seiner großen Helligkeit schon früh entdeckt wurde und die Nummer 17 trägt. Die Messung bei der Nummer 925 Alphonsina ergab einen kaum geringeren Wert (http://www.astrode.de/alf03.htm).


Report an die IOTA
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