Uranus2006
Uranus gewinnt in den nächsten Jahren immer weiter an Deklination. Zudem
sehen wir das Mondsystem z.Zt. von der Kante, was 2007 zu
einer Reihe gegenseitiger Bedeckungen führen wird.
Bahnbedingt gibt es auf Uranus auch stärkere Temperaturschwankungen und dadurch ein komplexeres Wetter.
Mit moderner Technik könnte sich der Planet in den nächsten Jahren zu einem interessanten
Beobachtungsobjekt entwickeln. Ev. sind auf der Oberfläche schwache Strukturen nachweisbar.
Frühere Aufzeichnungen sprechen von Bändern ähnlich wie bei Jupiter.
Auch gelegentlich auftretene helle Wolken und dunkle Flecken wie bei Neptun könnten sichtbar sein.
Ein erster Versuch am 1.7. verdeutlichte, dass bei Uranus auf eine Korrektur
der atmosphärischen Refraktion größten Wert gelegt werden muß.
Bei dem 40 Bogensekunden großen Jupiter
mag ein Farbrand von 2 Bogensekunden kaum auffallen, doch beim 4 Bogensekunden großen
Uranus ist das schon der halbe Planetendurchmesser.
Daher ist auch bei linsenlosen Spiegeloptiken
mit der Webcam ein IR-Sperrfilter zu empfehlen,
da sonst die einzelnen Farbkanäle zusätzlich noch einen
IR-Saum erhalten der nur schwierig rauszutricksen ist.
Nach der Korrektur der Farbränder zeigte sich der Planet ein strukturloses blaues Scheibchen.
Anfang Juli sind auch Aufnahmen der Uranusmonde entstanden.
Die Positionen ließen sich mit der Freeware ´Hello Northern Sky´
überprüfen. Das wir z.Zt. auf
die Kante des Systems blicken, ist gut zu erkennen.
Am 26.7. entstand eine weitere Uranusaufnahme. Es wurde
das gleiche Teleskop mit der gleichen Kamera verwendet wie am 1.7.2006.
Die vergleichbare Anzahl der Rohbilder wurde mit Giotto identisch verarbeitet.
Bei der sehr harten Bildverarbeitung sollten demnach auch die gleichen Artefakte
entstehen. Dennoch zeigen die Uranusscheibchen unterschiedliche Strukturen.
Auf dem Bild vom 26.7. ist in der Mitte ein dunkler Fleck zu erahnen. Möglicherweise
könnte er real sein. In den nächsten Monaten wird es hoffentlich weitere Aufnahmen geben
die dies näher untersuchen.
Am 31.8.2006 herschte in München gutes Seeing.
Es war das beste Seeing seit mehr als 3 Monaten.
Nach mehreren zweifelhaften Versuchen gelang es
erstmals sicher Uranusstrukturen abzubilden!
Die auf dem unteren Bild sichtbaren Details
waren schon ohne viel Bildbearbeitung zu erkennen.
Allerdings ist der Kontrast sehr gering, so
das zur Verdeutlichung noch eine Zeichnung
beigefügt wurde.
Vignetierung, Staub auf dem Chip o.ä. Bildfehler
lassen sich ziemlich sicher ausschließen.
Die abgebildeten Strukturen liegen signifikant über
der Rausch- und Artefaktgrenze.
Der Kontrast ist geringer als bei den Strukturen des Merkurs,
und eher mit der Venus im IR vergleichbar.
Bei der Bearbeitung der unterschiedlichen Farbkanäle
ist aufgefallen, dass der Kontrast im
Rot und Grün etwas besser ist. Auf dem blauen Kanal
ist gar nichts zu sehen! Dies deckt sich mit den
Erfahrungen, die auch schon von anderen Amateuren
gemacht wurden. Bei späteren Aufnahmen mit einer SW-Kamera
wird ein Rotfilter verwendet.
Bei der Orientierung der obigen Aufnahme ist zu bedenken, dass der Uranusachse
etwa 90 Grad gegen die Erdachse geneigt ist. Die Strukturen verlaufen also parallel zum Uranusäquator.
Vermutlich stehen sie im Zusammenhang mit den bandförmigen Streifen die auch
mit schon dem HST beobachtet wurden. Allerdings sind die HST-Aufnahmen im fernen IR entstanden,
Ähnlichkeiten mit den Strukturen im visuellen Spektralbereich sind keineswegs zwingend.
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