Streifende
Sternbedeckung am 27.9.2021
Sizilien ist immer eine Reise wert, zumal
man von Memmingen aus für kleines Geld nach Palermo kommen
kann.


Der Zielstern war mit 4,3mag schon recht hell. Er sollte kurz vor dem letzten Viertel von der dunklen Seite des Mondes bedeckt werden.

Der Zielstern ist dreifach. Zwei 7 mag Komponenten mit 63" und 0,33" Abstand sind bekannt. Eine weitere Komponente wird vermutet.

Die Bedeckung versprach spannend zu werden. Bei 4,3mag reicht schon ein kleines Instrument. Ein 80/400 Achromat wurde eingepackt und eine baugleiche Optik bei Astroshop-Palermo ausgeliehen.
Am Abend wurde auf dem Flachdach in Sambucca die Leih-Ausrüstung getestet. Doch vorher gab es noch ein Abendessen mit den Kollegen.

Durch die Ausleihe standen 2 Stationen zur
Verfügung.
Visuell sollte parallel
mit einem 5
Zoll Cassegrain beobachtet werden.


Die Wetterprognose war eher schlecht. Am Abend war es noch bewölkt.

Doch wie schon an den Vortagen klarte es in der 2 Nachthälfte auf.


Die feuchtwarme Luft ohne Wind
lockte zahlreiche Insekten hervor. Trotz der großen Hitze war
eine kurze Hose
keine gute Idee. Zum Schutz vor Stichen wurde nach kurzer Zeit auf eine
lange Hose gewechselt.
Die Beobachtungsposition war abgelegen und die Straße in
einem sehr schlechten Zustand.
In den Morgenstunden kam nur einmal ein Fahrzeug vorbei.

Die Positionen der beiden Stationen lagen 60 Meter auseinander.
Der optimale Standort wurde schon in Deutschland mit der Software Grazprep von Eberhard Riedel ermittelt. Bei 37,3173 n.b. und 13,4936 ö.L. sollten bis zu 20 Kontakte möglich sein! Die 2. Station wurde 60m nördlich der Optimallinie aufgestellt. Mapquest sah für den Ort eine Höhe von 170m.

Der Wert von 170m wurde für die Berechnungen verwendet. Doch die Höhe von 406m in Google-Maps dürfte aber eher richtig sein. Bei 406m ergeben sich an der Position 16 Kontakte. Das Optimum könnte ein paar Schritte weiter südlich gewesen sein.

Als Kameras kamen eine Watec120n und eine
ASI1600 zum Einsatz.
Die Watec wurde an der nördlichen Station eingesetzt. Da hier
keine ständige
Aufsicht möglich war, wurde die Brennweite auf 200mm
reduziert. Die Auflösung verschlechterte sich dadurch
erheblich und es mussten mehrere Bilder integriert werden um den Stern
vom Mondrand zu lösen.

Die ASI1600 kam bei 400mm Brennweite zum
Einsatz. Der Stern war mit
>50fps
noch allerbestens sichtbar. Auch die nur 7mag helle B-Komponente des
Doppelsterns ist leicht zu identifizieren.

Die Nacht war schwül-feucht und die Optiken tauten permanent zu. Der SC war davon besonders betroffen. Dennoch war die Bedeckung auch visuell ein Erlebnis. Ein halbes Dutzend On/Offs wurde gesehen.
Für die nördliche Station ergab sich eine gute Übereinstimmung der beobachteten Bedeckung mit der Prognose. Die Prognose ist die Weiße Linie. Sie entspricht der Gesamtdauer der Bedeckung.


Weiß: Prognose mit
mehreren
Kontakten. Violett: Realität ohne weitere Kontakte.


Unter der Voraussetzung das im Programm ´Occult´ die Ausrichtung des Profils exakt Nord-Süd und Ost-West ist, kann man den Abstand des Sterns für den 27.9.2021 mit 0,39 Bogensekunden ausmessen. Der Positionswinkel lag bei 4 Grad.

Interessant
ist auch die Abweichung zwischen Prognose und
Realität bei Grazprep. Sie ist bezogen auf die Gesamtdauer nur
gering. In der Realität waren es 318.5 Sekunden. Bei
Grazprep waren es 314,3 Sekunden.
Im Detail gibt es etwas größere Unterschiede.
Markant
ist die Abweichung bei der Bedeckung zwischen den Kontakten 11
und 12. Sie war in der Realität 15 Sekunden länger
als prognostiziert.

