Streifende Bedeckung des Plejadensterns Maia am
1. April 2025

Am Abend des 1. April 2025 sollte der Mond die Plejaden bedecken. Dies
ist dann besonders reizvoll, wenn der Mond eine schmale Sichel ist. Als
schmale Sichel überstrahlt er nicht die Plejadensterne und man
kann die
Bedeckungen bestens am dunklen Mondrand verfolgen. Dabei ist
der
dunkle Mondbereich nicht wirklich schwarz sondern wird durch das
´Sekundäre Licht´ der Erde aufgehellt.
Dieses
aschgraue Mondlicht erlaubt auch schöne
Stimmungsaufnahmen. 

Ideal wird die Kombination wenn einer der hellen Plejadensterne
streifend bedeckt wird. Solche Grazes heller Sterne sind für
den
deutschen Sprachraum relativ selten. Für Sterne >=3mag
gibt es
nur alle paar Jahre mal ein passendes Event.
Der hellste Plejadenstern Alcyrone sollte nahe Barcelona streifend
bedeckt werden. Der nur 0,5mag schwächere Stern Maia hatte
seine
streifende Bedeckung in der besser erreichbaren Schweiz.

Das Ereignis
sollte weniger als 10 Grad über dem Horizont
stattfinden. In der Schweiz stehen da oft Berge im Weg. Die
Berechnungen zeigten jedoch das es am Ostende des Züricher
Sees
nahe dem Ort ´Lachen´ eine freie Sichtlinie
über
den See geben würde.




Die Wetterprognose war in den Tagen zuvor vielversprechend. Gegen Ende
wurden die Aussichten etwas schlechter und es wurde 50%
Bewölkung
vorhergesagt. Am Abend war aber der Himmel frei und voller Optimismus
erfolgte der Start in Friedrichshafen.
Während
der 3 Stunden Fahrt waren
gelegentliche Cirrusfelder
zu
sehen und auch am Zielort war es nicht komplett wolkenfrei.
Während des Aufbaus
der Geräte wurden die Bedingungen
immer
besser und der Graze war gut zu beobachten.
Im 15x70 war der Zielstern am
Mondrand sichtbar, doch die Aufregung war so groß das es
unmöglich war das Glas ruhig zu halten. Daher wurde die
Bedeckung
am Bildschirm verfolgt.

Die
erwarteten 10 Kontakte waren klar sichtbar. Kurz vor dem Graze wurde
das Licht des
Doppelsterns einmal kurz gedimmt. Eine Mond-Bergspitze führte
zur
partiellen Abdeckung.
Am PC hing eine ASI1600. Als Optik
diente ein 72mm Refraktor. Damit wurden vor und nach dem
Graze auch
Stimmungsaufnahmen der Plejaden angefertigt. Mit dem Mond waren sie ein
reizvolles Motiv.

Der
Monduntergang war gut zu verfolgen.
Die Transparenz war sehr gut!
Beim Abbau ließen wir uns Zeit. Eine Polizeistreife wunderte
sich
über die Aktivitäten auf dem Feld und kam zur
Kontrolle
vorbei.
Nach einem 10 minütigen
Schwätzchen in entspannter
Atmosphäre zog
die Streife wieder ab.
Das Hauptinstrument war ein 72mm Refraktor.
Daneben war noch ein 135mm
Tele ohne Nachführung im Einsatz.
Am Nord- und Südende stand je ein Seestar, so das insgesamt 4
Stationen die Bedeckung aufzeichneten.
Das 135mm Tele lieferte im Video ´zu scharfe
Sterne´.
Dadurch fällt der Stern immer
wieder in die Lücken zwischen den Pixeln. Das Ergebnis dieses
Videos ist eher ´unansehnlich´
und dürfte zu ungenau sein.
Für die weitere Auswertung wird es daher nicht
berücksichtigt.
So gibt es nur 3 präsentable Videos. Die Ergebnisse der 3
Stationen sind von Nord nach Süd durchnumeriert.
Station
1 (Seestar Nord)
An der nördlichsten
Station gab es nur 3 Bedeckungen (6 Kontakte)


Das Video zeigt die komplette
Minute von 21:44 bis 21:45 UT. Die ersten Kontakte gibt es ab der Mitte
des Videos
Der Seestar stand im Video-Mode auf 30 fps. Unter
´Adjust´ wurde lediglich das Gain etwas angezogen.
Die beiden unteren Bilder entstanden später
und demonstrieren lediglich die Einstelloptionen.
Daher sind die Parameter abweichend.


Die Lichtkurve wurde
mit der Photometriesoftware Tangra erstellt:

Ungewöhnlich erscheint das lange Fading beim
Eintritt,
während der Austritt eher abrupt
erfolgt.

Die
Hangneigung ist aber lt. LRO links und
rechts der Hänge etwa
identisch:

Station
2 - Mitte (72mm Refraktor + ASI1600 bei 48 fps)
An der mittleren Station gab es 5 Verfinsterungen, wobei die erste
Verfinsterung nur partiell ist.
Hier wurde nur die hellere Komponente des Doppelsterns abgedeckt.




Die erste Verfinsterung erfolgt durch eine Bergkuppe und ist nur
partiell. Lediglich die Komponente Aa des Doppelsterns wird verfinstert.
Station
3- Süd (Seestar mit 20 fps)
47,181989 N 8,869040
E
47:10:55,2 N 8:52:08,5 E
Die südlichste
Station zeigt 6 sichere Verfinsterungen (12
Kontakte). Eine weitere Verfinsterung ist sehr kurz und in der
folgenden
Liste mit einem Fragezeichen versehen.



Erneut ist
zu erkennen, dass wie schon bei der Station-Nord das Fading
beim Eintritt langsamer ist als beim Austritt. Der Austritt erfolgt
dagegen abrupt.
Eine
Ausnahme ist
der vorletzte Austritt. Hier ist ab
21:44:46,9
für 13 Bilder zu 0.05s eine schwache,
aber konstante Aufhellung zu erkennen, die eine bislang unbekannte
Komponente
des Mehrfachsternsystems sein könnte.

Der
Plejadenstern Maia ist laut der Software Occult als 4-fach Stern
bekannt.

Bislang kennt man lt. Occult die Komponenten
Aa mit 4,4 mag und Ab mit 5,4 mag.
Zusammen bilden sie die Komponente A mit 3,8mag.
Etwa 2 Bogenminuten weiter nördlich steht die sehr schwache,
enge
Doppel-Komponente B.
Ba und Bb haben jeweils 13,7mag. Für unsere Aufzeichnung war B
mit 13 mag viel zu schwach
und ist völlig irrelevant.
Die potentielle neue Komponente ´Ac´ steht
schätzungsweise 0,015 Bogensekunden
nördlich von Ab und dürfte etwa eine Helligkeit von 7
mag
besitzen. Sie wäre damit mehr als 100 mal so hell wie
B. Die
mögliche Komponente Ac ist über 13 Bilder oder 0,65
Sekunden
stabil sichtbar. Eine konstante Beugung über 0,65 Zeitsekunden
wäre
als Erklärung auch denkbar, wenn es parallel zum
streifenden
Stern einen flachen Mondrand gibt. Die Daten des LRO sehen hier
tatsächlich eine Stufe im Mondhang, die aber eher uneben zu
sein
scheint. Die Existenz von Ac erscheint daher wahrscheinlich, ist aber
nicht sicher zu beweisen.


Die
Komponente Ab wurde Ende der 80er Jahre ebenfalls bei einer
Mondbedeckung entdeckt. Der Abstand konnte damals nicht ermittelt
werden.

Speckle-Messungen
halfen auch nicht weiter. Es gibt nur eine
Aussage wonach der Abstand Aa-Ab kleiner sein muss als 0,078".

Die Literaturrecherche unter Astro-ph,
Simbad und ADS lieferte keine Hinweise
auf frühere Beobachtungen einer 5. Komponente Ac.
Vermutlich ist der Abstand
Aa-Ab aber kleiner als 0,01", denn im WDS
wird der mit 0,00 Bogensekunden angeben.
Der Abstand
Aa-Ab ist demnach also spürbar kleiner
als der Abstand Ab-Ac....dennoch war auch Ab im Graze zu identifizieren.
Die partielle Abdeckung dem 1. Kontakt an der Station-1(Nord) erlaubte
eine Helligkeitsbestimmung von Ab. Die im WDS genannte Helligkeit von
5,4mag
ist passend.

Beim nördlichen
Seestar und die Station-Mitte mit dem PC wurde
die
Zeit mit einem frisch resetteten DCF-Funkwecker abgeglichen. Beim
südlichen Seestar von Björn Kattentidt gab es
Probleme bei
der Zeiterfassung.
Es wurde versucht die Zeiten zu rekonstruieren.
Der Mittelpunkt eine prägnanten Tals aus den Daten der
Station-Mitte wurde
nach Süden verlängert
und mit den Talmittelpunkt in den Daten der Station-Süd
abgeglichen.
Ausgehend von dieser Referenz wurden die anderen Zeiten abgeleitet. Die
Rest-Ungenauigkeit dürfte allenfalls wenige Zehntel
Sekunden betragen.
Die ermittelten Zeiten der 3 Stationen passen mit minimalen
Abweichungen gut in das Profil des LRO:



In der Summe darf man mit den Ergebnissen
sehr zufrieden sein.

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