Streifende
Sternbedeckung durch den Mond am 20.9.2019

Im VDS-Journal werden von Eberhard Riedel quartalsweise die
interessantesten in Deutschland sichtbaren Streifenden Sternbedeckungen
veröffentlicht. Im September 2019 gab es eine
ungewöhnliche Häufung mit 4 Streifenden Bedeckungen
in nur 5 Tagen. Die Pfade der 2 ersten Ereignisse sollten in Westfalen
kreuzen während die 2 letzten Bedeckungen auf
Süddeutschland entfielen.

Da statistisch der September ein Monat
mit
vielen Schönwettertagen ist,
gab es die Hoffnung, das mit einer kleinen Rundreise gleich mehrere
Bedeckungen gesichtet werden können.
Für das erste Ereignis am 19.9.19 war die Wetterprognose so
unsicher, dass die weite Fahrt
verschoben wurde. In Nachhinein stellte sich heraus, dass am geplanten
Standort wohl
zur passenden Zeit eine Wolkenlücke gewesen wäre.
Besser waren die Prognosen für den Folgetag. Am 20.9.19 sollte
in der Morgendämmerung der Graze eines 6,1mag Sterns
unweit der Autobahnabfahrt Paderborn-Salzkotten optimal beobachtbar
sein.


Für die Bedeckungen am 23.9. und 24.9.2019 waren Standorte
nördlich von Würzburg und westlich von Ingolstadt
geplant.
Am 23.9. gab es leider dichte Wolken. Auch am 24.9. war die Lage nicht
optimal. Westlich von Ingolstadt gab es zwar große
Wolkenlücken, doch am geplanten Standort
wäre der Blick zum Osthimmel erst eine Stunde später
frei-gezogen.


Am 20.9.2019 passte jedoch alles und der Graze konnte nahe Paderborn
bestens beobachtet werden.
Am Zielort hatten sich 5 Beobachter eingefunden. Sie verteilten sich
auf 2 Standorte, die etwa 3" oder 90m auseinander lagen.
Trotz der Nähe unterschieden sich die gesichteten
Mondrandprofile deutlich.

Von Eberhard Riedel wurde mit der Software Grazprep eine Ideallinie
errechnet.

Unsere Beobachtungsorte lagen etwa 20 und
110m nördlich dieser Idealposition.

Am südlichen Standort wurde mit einem 6 Zoll Newton
aufgezeichnet
und mit einem 8 Zoll Dobson visuell beobachtet. Der Graze war auch
visuell gut zu sehen.
Für einen Vergleich ist daher
besonders die südliche Grazeline interessant.
Erwartet wurde eine leicht kürzere Bedeckungsdauer als
prognostiziert.
Der Berg bei Kontakt 13 war unerreichbar, so dass für den
Vergleich
der Zeitraum von Kontakt 1 bis 12 herangezogen wurde.

Die Prognose lag
bei 35,2 s.
Gemessen wurde entgegen der Erwartung ein leicht höherer Wert
von 36,2 s.

Bei den Kontakten gab es deutlich
sichtbare
Abweichungen.
Der gemessene 2. Kontakt lag bei 6:12:50,4. Dieser Wert passt gar nicht
zu den Erwartungen,
denn das ist 4,3s später als der prognostizierte 2. Kontakt
und 6,9 s früher als der prognostizierte 4. Kontakt.
Der gemessene 4. Kontakt fällt auf den prognostizierten
Kontakt mit der Nummer 6.
Danach gibt es dann wieder Abweichungen im Bereich von 1 bis 2
Sekunden,
die nicht durch die geringe Ortsabweichung nicht erklärbar
sind, da
die Bedeckungsdauer wechselnd
mal zu kurz und mal zu lang ist. Bei einem Nord-Südversatz
gäbe es einen einheitlichen Trend.
Neben Grazpreb liefert auch die Software
Occult Prognosen über
das Mondrandprofil.
Dort lässt sich die Zeitdauer über eine parallele
Linie einfach abtragen.

Für die Detailanalyse wurde der
Zielstern mit der Software
Tangra photometriert.

Die so gewonnene Kurve wurde mit dem
Profil
aus Occult kombiniert.
Das Resultat passt erst dann optimal,
wenn
man die Grazeline nach unten
verschiebt,
allerdings wird dann die Gesamtdauer des Bedeckungsereignis etwas
länger als sie sein sollte.

Der interessanteste Punkt der Grazeline
ist
mit einem weißen
Fragezeichen markiert.
Hier gibt es ein prognostiziertes Tal das in der Messung nicht sichtbar
ist.
Wenn man die rote Bedeckungslinie etwas nach unten verschiebt um das
Tal
verschwinden zu lassen, entfällt jedoch das schmale Tal beim
2. Kontakt, welches eindeutig gemessen werden konnte und in der Grafik
ein gelbes Fragezeichen erhalten hat.
Von der nördlichen Position lieferte Oliver Schneider ein
gutes Video ab.
Hier versammelten sich 4 Beobachter.


Die Distanz zwischen der nördlichen und südlichen
Position lag nur bei etwa 90m und die
Gesambedeckungsdauer differierte lediglich um 1,4 s.
Dennoch ist das Profil deutlich anders.
Wenn man die Gesamtdauer von 35,2s am Profil abträgt,
lässt sich erkennen, dass die ersten Kontakte nur ganz flache
Bergspitzen gestreift haben.

Die Photometrie des Sterns wurde erneut
mit
der Software Tangra
vorgenommen.

Wie zuvor lassen
sich die Kontaktzeiten optimieren, indem man die Linie in der Grafik
minimal nach Süden verlagert.

Ein Mysterium ist der Berg der mit einem
weißen Fragezeichen
markiert ist. Er hätte
zu einer sicheren Bedeckung führen müssen, ist aber
in der Photometrie nicht zu erkennen.
Etwa ein halbes Grad weiter westlich beobachtete Sternfreund Eberhard
Bredner ebenfalls diese streifende Bedeckung unweit von Soest.
Der Ortsversatz bewirkt einen Zeitversatz.
Infolge der Librations-Drehung war das Mondrandprofil an seinem
Standort schon spürbar anders.

Eberhard sendete eine Zeichnung zu, die
mit
dem per Occult-Software
errechneten Profil kombiniert wurde.
Prognose und Messung ergänzen sich gut, es gibt keine
signifikanten Abweichungen.
In
Soest wurde mit fast 40 Sekunden Abstand noch eine letzte Bergspitze
erwischt.

Der Vergleich der Messungen in Soest und
Paderborn zeigt wie
empfindlich das Mondrandprofil auf einen Ortsversatz in der
Länge reagiert.
Occult errechnet die Profile mit einem Abstand von 15 Bogenminuten.
Für die Messungen wurden Profile für 8:00´
(Soest) und 8:45´ (Paderborn) verwendet.

Am Standort in Soest liegt die Abweichung
in
der Länge bei etwa 8 Bogenminuten und in
Paderborn bei ca. 3 Bogenminuten. Kleinere Unterschiede wären
durch diese Abweichung vielleicht zu
erklären.
Auch ein Einfluss die Doppelsternnatur wäre denkbar. Laut
Occult handelt es sich sogar um einen 3-fach-Stern. Die beiden hellsten
Komponenten haben je 7 mag und sind
0,050 Bogensekunden voneinander entfernt. Die Doppelnatur gilt noch als
unbestätigt.
Die dritte Komponente hat nur 9,7mag und spielt mit 4,7" Abstand keine
Rolle.

Photometrie südlicher Standort.
Das Video des Südlichen Standorts mit den gemessenen Zeiten.
Die gemessenen Kontakte wurden 2 mal ermittelt um Fehler besser
abschätzen zu können. Der Stern war zeitweise nur
schwach zu sehen.
Leichte Abweichungen im Nachkommabereich gab es aber nur bei dem
Kontakt um 4:13:04 UT

Das Video des Nördlichen
Standorts mit den gemessenen Zeiten.
Auch der nördliche Standort wurde 2 mal ausgemessen. Im Video
gibt es eine zeitliche Abweichung von 1,295 s. Als Referenzsignal
diente ein Time-Inserter mit GPS.
Die Abweichung wurde ermittelt indem beide Uhren parallel abgefilmt
wurden.
Die hier
präsentierten Werte sind schon korrigiert.
Lediglich Kontakt 8 hat bei der Kontrollmessung eine spürbare
Abweichung von 0,2s

Originalzeichnung von Eberhard Bredner:

Nach der Messung gab es noch ein
abschließendes Frühstück beim Co-Beobachter
Hubert Hermelingmeier. Hier wurden gleich die Daten und Messungen
ausgetauscht.
- Danke an alle Teilnehmer!

Nachjustierungen
bei GRAZPREP
lieferten ein
etwas stimmigeres Profil. -... der erste Berg vom
nördlichen Standort wird in der Simulation aber immer noch
nicht
berührt. Der Grund für die Abweichungen sind die
Ungenauigkeiten des Profils, das nur für Vorhersagezwecke
optimiert ist.
Die orläufige Auswertung der 3 zusammengefassten Video-Messungen
vom 20.9., wurde ergänzt um die Zeiten von Eberhard Bredner. Die
Linie von Eberhard B. kreuzt die anderen, weil er weiter östlich
beobachtete.
Die Reihenfolge der Linien von oben nach
unten:
Linker Rand oben EB, dann OS, dann BG.
Rechter Rand oben OS, dann BG, dann EB.
Hauptseite
Weiterreise
- Wildpark Knüll und
Bardabunga-Treffen
Webcambilder
Bericht von Oliver Schneider
Bericht von Hubert Hermelingmeier
Bericht von Wolfgang Dzieran
zurück
zur Photogalerie