In den Jahren 2009 und 2010 blickten wir genau auf die Kante des Saturnmondsystems.
Dadurch kam es zu einer Reihe
gegenseitiger Mondverfinsterungen und Bedeckungen
sowie zu zahlreichen
Verfinsterungen der Monde
durch den Planeten.
Leider waren diese seltenen Schattenwürfe für
den Saturnmond Titan von Europa aus unbeobachtbar.
Der Grund liegt in einem kuriosen Zufall. Die Umlaufzeit des Titans steht exakt
in einem ganzzahligen Verhältnis zu einem irdischen Sterntag. Dadurch waren
alle Bedeckungen, Verfinsterungen und
Schattenwürfe nur von Ostasien und Australien aus zu sehen.
Die Schattenspiele des Titans sind selten. Zuletzt
waren sie 1995 zu beobachten.
Die nächste Möglichkeit für Saturnmondereignisse ist erst wieder 2024. Um die seltene Chance
nicht zu verpassen hat sich Friedhelm Dorst nach Australien aufgemacht und einige Bilder mitgebracht
die er mir zusenden konnte.
Ein erstes Bild gibt es vom 12.3.2009. Titan passierte den Planeten nah am Rand.
Zuerst stand der Schatten vor der Scheibe und danach gab es noch einen Titandurchgang
vor der Scheibe.
Das beste Bild des Titanschattens entstand am
28.3.2009
Am 10.1.2010 lief Titan weit unterhalb der Saturnscheibe durch, doch sein Schatten
traf grade noch den Rand des Planeten.
Auch das HST machte ein Foto. Es zeigt klar, dass bei Titan nicht
nur der Schattenwurf, sondern auch der Durchgang zu sehen sein sollte.
Seit Januar 2010 ist die Saison der Schattenwürfe vorbei.
Doch im Mai 2010 sollte es nochmal Titandurchgänge geben.
Vorab war es unklar ob der Kontrast der Saturnkugel
gegenüber Saturn für eine Sichtung ausreichend ist.
Doch ermutigt durch das Foto vom HST
ging es aus diesem Anlass ging es mit Friedhelm Dorst auf eine Reise
nach Australien um eine Beobachtung zu versuchen.
Es wurden natürlich nicht nur die Sterne beobachtet sondern auch die Sehenswürdigkeiten des
Outback besichtigt.
Das Instrumentarium war der Reise entsprechend sehr einfach.
Es wurde lediglich ein 130mm f/5 Newton eingepackt.
Einmal erhielt das Fernrohr unverhofften Besuch.
Die Roten Känguruhs werden bejagd und sind sonst eher scheu. Von der Astronomie war das Tier
jedoch sicher nicht beeindruckt. Es kackte lediglich neben das Teleskop und hoppelte
dann davon.
Tatsächlich gelang es Titan mit einer 5-fach Barlow
und einer Webcam zu fotografieren. Auch visuell war das Titanscheibchen
vor Saturn bei 200-fach zu erkennen.
Eine Woche
später sollte Rhea seinen Schatten auf den Planeten werfen.
Der Schatten ist so klein das er weit hinter der Auflösungsgrenze
einer 130mm Optik liegt. Aber der Kontrast ist so groß
das er trotzdem herauszuarbeiten war. Visuell war er allerdings nicht zu erkennen.
Der Nachweis von Rhea vor Saturn im Methanband ist nicht eindeutig.
Am 9.5.10 hatte der Titan einen halben Orbit durchlaufen und auf den Durchgang
sollte eine Bedeckung folgen. Der Eintritt erfolgte bei guten Seeing, währen sich die Bedingungen
beim Austritt deutlich verschlechterten. Dennoch gelang der Nachweis des halb bedeckten
Saturnmondscheibchens.
Eintritt
und Austritt
Vom Austritt war auch eine Animation möglich:
Interessant ist die Tropfenbildung. Ein Phänomen das ähnlich von
Venusdurchgängen bekannt ist.
Am 17.5.10 vormittags (UT) sollte es einen weiteren Titandurchgang geben.
Das Wetter war diesmal durchwachsen.
Unser Standort in Alice Springs lag unmittelbar an der
Kante eines großen Wolkenfeldes.
In den Wolkenlücken war jedoch erneut ein Nachweis des Titanscheibchens möglich.
Eine Änderung der Parallaxe konnte nicht gemessen werden.
Im Vorfeld stellte sich die Frage, ob man Titan vor der Saturnscheibe auch im Methanband
beobachten könnte.
Anders als die Monde Rhea, Dione und Tethis
hat Titan eine eigene Atmosphäre die wie die Saturnatmosphäre
ebenfalls Methan enthält. Um entscheiden zu können, ob
Titan im Methanband vor dem Saturn sichtbar sein könnte, wurden vorab ein paar
Testfotos angefertigt.
Der Methanbandfilter ist mit 50nm sehr schmalbandig. Zudem haben die CCDs bei 890nm nur noch einen Bruchteil
ihrer Empfindlichkeit. Die Verlängurung der Belichtungszeit liegt
etwa bei dem Faktor 50. Statt in Bruchteilen einer Sekunde muß der
Planet mehrere Sekunden belichtet werden.
Wenn man die Bilder auf die Helligkeit von Rhea normiert, ist bei Titan ein
Blink zu sehen. Dieser Blink ist zugleich ein amateurtechnischer Beweis
das die Titanatmosphäre wirklich existiert.
Wenn man den Blink ausmisst, ergibt sich ein Abfall im Vergleich
zu Rhea um etwa 0,5 mag.
Titan ist um 0,5mag reduziert, immer noch heller als Rhea und sollte
daher bei einem Seeing, dass die Titanscheibe selbst nicht auflöst
im Methanband noch vor Saturn fotografierbar sein.
Ein Nachweis war jedoch nicht möglich. Bei dem folgenden Bild
sollte Titan kurz vor dem Austritt unweit des Pols stehen - Es ist jedoch nichts zu erkennen.
Offenbar ist die Albedo im Methan doch sehr ähnlich zum Saturn, und der Kontrast zu gering.
Der kleine schwarze Fleck steht an der falschen Position und ist
vermutlich ein Artefakt.
Australienbilder
Gegenseitige Saturnmondereignisse
Verfinsterungen des Saturnmondes Dione
Saturn 2010
Saturnmonde 2010