Guericke-Tagung + Ausflug


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Otto von Guericke war ein deutscher Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder. Bekannt ist er vor allem für seine Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln. Sein Buch "Neue Magdeburgische Versuche über den leeren Raum" erschien 1672 und gilt als Grundlage der heutigen Vakuumtechnik. 

Guericke ist der große Sohn der Stadt Magdeburg. Nach ihm ist u.a. die Universität benannt. 
Die Guericke-Gesellschaft widmet sich der Erforschung seines Lebens und Werkes. Sie veranstaltet dazu 2 mal im Jahr eine Tagung die sich im Frühjahr 2014 der 350 jährigen Wiederkehr von Guerickes ersten Kometenbeobachtungen widmete. Da auch 2013 ein besonderes Kometenjahr sein sollte, war dies der Grund für einen Vortrag zu den aktuellen Beobachtungen.

Die Gesellschaft hat ihre Heimat in der Lukasklause einem ehemaligen Wehrturm der Festungsanlage.


Zum Vortrag geht es hier:
http://www.astrode.de/guericke14b.htm 

Zum Gebäude gehört auch das Guericke-Museum, das nach der Tagung besucht werden konnte.

Zu sehen sind einige Nachbauten wie z.b. Guerickes Wettermännlein, ein Vorläufer des heutigen Barometers
und. ...

...zahlreiche Stadtpläne aus der Hand Guerickes, der auch Festungsbaumeister war. Die Hand zeigt den Wehrturm der heute das Museum ist.

Guericke war auch Astronom und besaß eines der ersten Fernrohre.

Neben den Weltsystemen von Kopernikus und Tycho gab es auch ein Guericke-Weltsystem. Es zeigt das Kopernikanische System mit einer aufgelösten Fixsternsphäre, den Jupitermonden und dem Saturnmond Titan. Kurios sind die beiden Venusmonde die vielleicht auf einen Kontakt zu Hevelius zurückgehen.

Die technische Grundlage für die ersten Vakuumpumpen lieferten die Magdeburger Feuerspritzen.

Mehr als 5 Jahre bastelte Guericke an technischen Verbesserungen, bis es ihm erstmals gelang ein Vakuum herzustellen.

In der Paläontologie versuchte sich Guericke an Knochen-Rekonstruktionen. Ein Resultat war das Einhorn.

Bedeutender ist sein Beitrag zur Elektrostatik. Er konnte zeigen, dass Papierschnipsel zunächst von einer geriebenen Schwefelkugel angezogen werden, danach jedoch abgestoßen werden und sogar
über der Schwefelkugel schweben können. Auf diese Weise versuchte er zu erklären, warum der Mond nicht auf die Erde fällt. Die Gravitation war zu seiner Zeit noch nicht bekannt. Obwohl Guerickes Theorie falsch ist, war doch die Erkenntnis dass grundlegende Kräfte verantwortlich sein müssen, ein Meilenstein!



Magdeburg war die stärkste Festung im ehemaligen Königreich Preußen. Von den Anlagen ist noch einiges erhalten. So z.B. dieses Pulvermagazin mit Luftschlitzen die das Pulver trocken hielten.



Auch einige Kanonen und Mauern sind noch zu sehen.

Das Denkmal des liebeskranken Priesters ist in Wahrheit ein Rest sowjetischer Propaganda.

Beim Stadtrundgang führte der Weg vorbei an einiger moderner Architektur. Dieser Plattenbau wurde mit einer neuen Balkonfassade aufgewertet.

Magdeburg hat auch ein Hundertwasserhaus.

Von der historischen Bausubstanz haben sich einige romanische Kirchen erhalten.

Die Johanniskirche enthält die Gruft der Familie Guerickes.


Das bedeutendste Baudenkmal ist natürlich der Magdeburger Dom, die erste dt. Kathedrale im gotischen Stil.


Die Kirche ist reich an Kunstschätzen, wie den klugen und den törichten Jungfrauen.....

und der Darstellung des Bistumsgründers Kaiser Otto I. mit seiner Frau.

Otto der Große ist in der Kirche begraben.

Für den Kirchenchor ließ Otto antike Säulen aus Italien herbeischaffen, die sich erhalten haben.


Die Kanzel zeigt Darstellungen von Adam und Eva sowie der Sintflut.

Mauritius und Katharina sind die Schutzpatrone des Doms und sind an vielen Stellen zu sehen.

Neben den vielen Kunstschätzen und Grabdenkmälern spielt das prachtvolle Chorgestühl fast eine Nebenrolle


Guericke begegnet einem in Magdeburg überall....

....so auch in der Universität, wo ich das Institut für Mikro- und Sensorsysteme besuchen konnte.

Staubschutz ist hier oberstes Gebot. So gibt es am Eingang klebrige Fussabtreter.....


...und Besucher werden von Kopf bis Fuss neu eingekleidet.



Das Wartungsteam hat einen grünen Dresscode.

Hier werden Mikrochips belichtet und geätzt.

Dies geschieht mit Hilfe technischer Gase die über ein komplexes Röhrensystem zugeführt werden.




Nach dem Mittagessen ging es zur Privatsternwarte von Daniel Arndt.

Die Kuppel ist eine wunderschöne Holzkonstruktion. Der eigentliche Schatz steckt jedoch in einer Trödelschublade mit alten Messingoptiken.
So gab es ein optisches Photometer und einen visuellen Sternspektrografen..... Da lacht das Herz eines Liebhabers historischer Messinstrumente.

Mit einem PST war noch etwas Sonnenbeobachtung möglich und danach ging es zur abendlichen Grillparty.



In der vorherigen Nacht kreuzte die Erde einen Dustrail des Kometen 209P/LINEAR. Für die USA wurde ein möglicher Meteorregen vorhergesagt. Der Radiant sollte im Sternbild Giraffe liegen, etwa 10 Grad vom Polarstern entfernt. Daher wurde der mögliche neue Meteorstrom Cameliopardaliden genannt.
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Tatsächlich waren einige der erwarteten Meteore zu sehen. Die Fallraten waren jedoch enttäuschend und haben die ZHR von 20 nicht überschritten.
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In der Hoffnung das am Abend auch in Deutschland noch Reste des Meteorstroms sichtbar sein könnten, wurde eine Kamera aufgestellt. Verwendet wurde eine EOS500 mit einem 14mm 1:2,8 Objektiv. Die Cameliopardaliden sollten nach der Prognose sehr hell sein, so dass diese Ausrüstung ausreichend schien. Aus den im Laufe der Nacht entstandenen Bildern wurde ein Video generiert.


Tatsächlich wurde ein Meteor fotografiert, der aus der Region um den Polarstern gekommen ist.
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Die genaue Analyse zeigt jedoch, dass der Radiant gegenüber der Prognose etwa 10 Grad Abweichung hat. Vermutlich ist es daher kein Cameliopardalid.
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Nebenbei wurde mit einer alten umgebauten EOS300 auch IC1396 im Cepheus fotografiert. Durch die Verwendung eines H-Alpha-Filters gab es trotz des aufgehellten Standorts mitten in Magdeburg ein passables Ergebnis.
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Auf einem der Roh-Bilder war eine verdächtige Spur zu erkennen. Sie ist jedoch sehr regelmäßig, was gegen einen Meteor spricht. Wahrscheinlicher ist ein heller Iridiumflare.
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Zur Guericke-Tagung gehört auch der Guericke-Ausflug der diesmal nach Gotha führte. 

In dieser kleinen Residenzstadt lebte und arbeitete der Guericke-Freund Rudolfi als Hof-Bibliothekar und Baumeister. Auch astronomisch ist die Stadt bedeutend. Hier erschien das erste deutschsprachige astronomisch Journal. 

Die historische Sternwarte Gotha war eine herzogliche Stiftung zum Zweck der astronomischen Forschung. Sie bestand aus mehreren Forschungsstätten auf dem Stadtgebiet von Gotha. Sie wurde auf Initiative des Herzogs Ernst II. (1745–1804) eingerichtet.

Als ersten Direktor konnte der Herzog 1786 den Astronomen Franz Xaver von Zach gewinnen, der die später eigens errichtete Sternwarte auf dem Seeberg bald zu hohem Ansehen führte – u. a. durch die erste astro-geografische Fachtagung und später europaweite Messkampagnen zur Suche nach Kleinplaneten

Der Ruhm der Sternwarte verbreitete sich sehr schnell und der rege Briefwechsel Franz Xaver von Zachs machte sie zu einem gesuchten Besuchsziel der damaligen Astronomen. 1798 kam es zur "Ersten europäischer Astronomenkongress". Von Gotha aus gingen die ersten astronomischen Fachzeitschriften in alle Länder.

Wissenschaftliche Leistungen der Seeberg-Sternwarte unter Zachs Leitung waren die Wiederentdeckung der Asteroiden Ceres und Pallas, die Gründung einer Astronomischen Gesellschaft und die Weiterentwicklung der Geodäsie in Vorbereitung der preußischen Landvermessung. Dazu wurde eine auch später mehrfach gebrauchte geodätische Basis im Seeberger Meridian, die Messstrecke Seeberg-Sternwarte–Schwabhausen, genau festgelegt.

Johann Franz Encke wurde 1818 zum (Vize)direktor ernannt und führte die wissenschaftlichen Arbeiten weiter. Encke berechnete die Umlaufzeit des Kometen Pons als kürzeste bekannte Umlaufzeit (Enckescher Komet) und die Sonnenparallaxe aus den Venusdurchgängen von 1761 und 1769, die lange Zeit Gültigkeit hatte.

Die Bergsternwarte ist heute ein Restaurant.

In der Stadt hat sich jedoch ein späteres Gebäude erhalten.

Auch heute gibt e noch eine Sternwartenkuppel über der Stadt.

Hauptsehenswürdigkeit ist jedoch das Schloss Friedensstein

Das Schloss war bis 1918 Nebenresidenz der Hauses Sachsen-Coburg-Gotha, das u.a. den belgischen und englischen Königsthron besetzte.
Die Ausstattung ist reichhaltig und hat die DDR gut überstanden.


 

Die Schatzkammer enthält auch astronomische Instrumente

Die Ausstellung widmet sich auch der Zersplitterung der sächsischen Herzogtümer, von denen es in Thüringen zeitweise mehr als ein halbes Dutzend gegeben hat.

Ein besonderes Schaustück ist das Hoftheater. Es ist das einzige weltweit, in dem sich die originale barocke Bühnenmaschinerie erhalten hat.

Das herzogliche Museum ist ein historistischer Prachtbau. Der Grundriss zeigt Parallelen zur alten Pinakothek in München, wo die Raumaufteilung durch den Krieg zerstört wurde. Gotha hatte bei den Gebäuden kaum Kriegsschäden doch viele bedeutende Gemälde wurden als Beutekunst nach Russland entführt.

Im Keller gibt es eine kleine Ägyptische Sammlung.

Die Amphorensammlung ist gut sortiert und zeigt exzellente Exemplare des geometrischen, rot-figürlichen und schwarz-figürlichen Stils.

Ungewöhnlich ist eine Sammlung von Architekturmodellen aus Kork. Sie waren zur Goethezeit sehr populär. Gotha hat die größte Sammlung dieser Art.
 

Dies ist nicht Willie Brandt:

Einmalig ist die Chinesische Sammlung:



Auch die Chinesen stellten Steinzeug her. In Europa war es der Vorläufer des Porzellan.


Gotha besitzt eine umfangreiche Sammlung des seltenen Böttgersteinzeugs, das nach der Erfindung des weißen Porzellans nicht mehr gefertigt wurde.

Die Gemäldesammlung enthält Werke vieler bedeutender Künstler. Rubens, Rembrandt, Tischbein, C.D.Friedrich sind bekannte Namen.

Ein Schwerpunkt sind die Werke von Lucas Cranach.

Cranach hatte ein Haus in Gotha und besaß beste Verbindungen zum Hof.

Weitere bekannte Bürger waren E.W. Arnoldi, der Gründer der Gothaer Versicherung sowie C.J.Meyer der Herausgeber von Meyers Konversationslexikon.

Den Abschluss des Ausflugs bildete ein Empfang beim Oberbürgermeister im historischen Rathaus.

Nach dem Besuch in Magdeburg erfolgte die Weiterreise zum ITV 2014.

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Zum Vortrag geht es hier:
http://www.astrode.de/guericke14b.htm 

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