Reise nach Libyen im Januar 2010
Felsbilder im Wadi Mathendous
Die schönsten libyschen Felsbilder sollen sich im Wadi Mathendous befinden.
Wadis sind ausgetrocknete Flusstäler in denen sich oft Restfeuchtigkeit sammelt.
Als um 6000 v.Chr. die Region immer trockener wurde, war in den
Wadis immernoch Rinderzucht möglich. Dort erreichten die Felsreliefs ihren
künstlerischen Höhepunkt. Im Wadi Mathendous soll es mehrere
schwer auffindbare Felsbild-Stationen geben,
die nicht mit dem Auto erreichbar sind. Leider war das
extra gemietete GPS-Gerät defekt. So gelang es erst nach mühevoller Suche
eine Station aufzufinden. Es handelte sich um die berühme Melkszene
Qued Haleb
im einem Seitenarm des Wadi Bajuj bei +25:40,10 n.B. und
12:02,82 ö.L.
Die Wadis gleichen unverhofft auftauchenden Gräben in einer Ebene. Nur
hundert Meter entfernt kann man sie im flachen Gelände kaum noch erkennen
Mit dem Näherkommen öffnet sich der Spalt in der Erde und kann eine Breite von
einigen Dutzend Metern erreichen.
Im Wadi ist es etwas feuchter, so dass einzelne Pflanzen gedeihen können.
Die Südseite des Wadis besteht aus kleinen Felsblöcken, größere Flächen
sind nur auf der Nordseite zu finden. Hier befinden sich auch die Felszeichnungen.
Südseite und Nordseite
Im Gebiet des Wadi Mathendous wurde nicht gemalt, sondern graviert. Die Ritzungen und Reliefs
stammen aus einer Zeit als hier noch Rinderzucht möglich war. Ihre Entstehung fällt zusammen mit
dem Ende der mittleren Steinzeit etwa 7000 bis 6000 v.Chr.. Steppentiere wie Elefanten, Strausse und Antilopen waren noch vorhanden,
sind aber kurze Zeit später schon ausgestorben.
Die meisten Gravuren stellen Rinder dar. Es gibt die Tiere in verschiedenen Lebensaltern.
Jung mit kurzen Hörnern oder alt mit einem riesigen Kopfschmuck.
Die meisten Tiere sind nur in ihren Konturen gezeichnet. Einige sind aber auch aus der vollen Fläche herauspoliert.
Der Erhaltungszustand des umfangreichen Bildprogramms ist sehr unterschiedlich.
Einige Reliefs sind kaum noch zu erkennen.
Neben Einzeltieren ist auch eine komplette Herde abgebildet. Dabei stehen die Tiere
nicht nur einfach nebeneinander sondern hintereinander und verdecken sich gegenseitig.
Das rechte hintere Tier springt in die Höhe und kann nur deshalb so von uns gesehen werden.
Die beiden fast verdeckten Tiere weit im Hintergrund werden perspektivisch richtig, verkleinert dargestellt.
Der Graveur hat sich vorab genau überlegt, welchen Eindruck er vermitteln wollte und verfügte über
ein räumliches Vorstellungsvermögen.
Hier hat jemand mit wenig Sachverstand versucht einen Gipsabdruck zu nehmen.
Die Gipsreste sind noch deutlich zu sehen. Die eiserne Regel īNur gucken - nichts anfassenī
ist leider verletzt worden.
Das filigranste Kunstwerk ist die berühmte Melkszene. Das Relief hat soviele Details,
dass man die melkende Frau unten rechts leicht übersehen kann.
Die Frau trägt vermutlich ein Kopftuch. Links unten liegen zwei wiederkäuende Rinder.
Links davor ist ein hornloses Kalb zu sehen.
Die Rinder werden nur sehr selten in liegender Position sowie mit Augen und Ohren dargestellt.
Dieses Bild zeigt das Bemühen des Künstlers sich der Natur zu nähern. Es ist die gleiche Handschrift wie bei der
Rinderherde zu erkennen.
In der folgenden Szene hängt ein Mann seltsame, eichelförmige Töpfe in eine Astgabel.
Einen Tag später sahen wir in einer Oase, dass die Menschen noch heute so Ihre
Nahrungsmittel aufbewahren. In der Astgabel aufgehängt, sind die Lebensmittel vor
am Boden lebenden Schädlingen sicher. Zudem werden die Getränke durch den Wind gekühlt.