Reise
nach Island 2021 Tag 6 - Vulkan Fagradalsfjall
Die Reise zum aktiven Vulkan Fagradalsfjall fand
gleich am ersten Tag nach
der Quarantäne statt.
Die Wetterbedingungen waren nicht optimal.
Gelegentliche Schauer waren vorhergesagt und stellten ein Risiko dar.
Trotzdem siegte die Neugier und kurz vor der Mittagszeit wurde die
beschwerliche
Tour in Angriff genommen.
Schon
aus der Ferne war der Vulkan zu sehen. Die Berge im Vordergrund mussten
beim Wandern überwunden werden. Der Vulkan liegt bei etwa 300m
im Hinterland
und das vorgelagerte Schwemmland mit der Straße
befindet ich auf Meereshöhe.
Zu
Beginn war die Straße gut ausgebaut und gelegentlich
fuhren Allradfahrzeuge an uns vorbei.
Obwohl niemand zu sehen war,
gab es doch reichlich Schilder die 2m Abstand forderten.
Nach einer Steigung von ca. 100m ging es
längere Zeit nur noch
langsam bergan.
Dann gab es nochmal
ein sehr steiles Stück und auf einer Kuppe war Vulkan zu sehen.
Jeder Ausbruch folgte einem festen Programm. Erst startete an einer Seitenspalte eine hell glühender Lavafluss.
Dann
folgte ein brausen wie bei einem starken Sturm und die
Fontäne schoss aus dem Krater. Etwa eine halbe Minute lang
blieb die Fontäne in einem Maximum von der doppelten
Höhe des Vulkankegels und ebbte dann langsam ab.
Es wurden mehrere Ausbrüche verfolgt. Die Höhe der
Fontäne
schwankte so um etwa 30 Prozent.
https://sketchfab.com/3d-models/fagradalsfjall-volcanic-eruption-18052021-73adeb1d4ed54eedb8ee8372836d965d?fbclid
Bagger
versuchten einen Damm aufzuschütten um das weitere Vordringen
der Lava zu verhindern.
Wenn man über das Feld blickte, sah man in der Ferne frische
Lava nachquellen.
Der
erreichbare Abschnitt war schon abgekühlt, doch aus
einigen
Lücken glühten uns noch rote Lava-Augen entgegen.
Während wir am Lavafeld standen, fing es an zu hageln.
Ruckzuck wurde die Landschaft weiß eingezuckert.
Bei einer Temperatur von 3 Grad schmolz der Hagel auf den Wegen nur
langsam ab, doch
die Hagelkörner auf der frischen Lava verwandelten sich in
Dampf. Das Lavafeld wurde so zu einer sehenswerten dampfende
Fläche. Das schlechte Wetter hatte in diesem Moment einen
unerwarteten Bonus im Gepäck.
Der weitere Pfad wurde nun recht rutschig
und es ging steil bergauf zu einem weiteren Aussichtspunkt. Die Angst
etwas zu verpassen war größer als die Angst das
Gleichgewicht zu verlieren und so wurde der Aufstieg riskiert.
Der 2. Aussichtspunkt lag auf einem
Hügel
der wie eine Halbinsel zu 3 Vierteln vom Lavafeld umschlossen war. Man
hatte dadurch einen Helikopter-blick
ohne in einen Helikopter steigen zu müssen. Der Vulkan selbst
hatte etwa die gleiche Höhe die der Aussichtspunkt.
https://sketchfab.com/3d-models/fagradalsfjall-volcanic-eruption-18052021-73adeb1d4ed54eedb8ee8372836d965d?fbclid
Wir verbrachten über eine Stunde auf dem Hügel um etwa ein Dutzend Eruptionen zu verfolgen. Jede Eruption war anders und daher fiel es schwer den Blick zu lösen und sich zu verabschieden. Immer wieder wurde Rückweg hinausgezögert um noch eine weitere Eruption mitzunehmen. Man konnte sich nicht sattsehen und das allerletzte Pfefferminzblättchen kam nie in Sicht.
Einige unvorsichtige
Zeitgenossen liefen an der Absperrung
vorbei und bewegten sich auf dem frischen
Lavafeld:
Zweimal
gab es leichte Schauer und es wurde kalt, doch bei jedem
Ausbruch war zum Ausgleich eine wärmende Strahlung zu
verspüren. Wie am
Kamin oder Lagerfeuer blieb dabei jedoch der Rücken kalt.
Der extreme Temperaturunterschied über dem riesigen Lavafeld führte zu kleinen Tornados die gelegentlich zum Aussichtsberg hinaufzogen. Bei jedem der Tornados klatschten uns Dreck und kleine Steinchen ins Gesicht. Auch vom Vulkan selbst gab es fliegende Steine. Immer wenn der Wind günstig stand, hörte man nach dem Ausbruch um sich herum Steine ins Gras plumpsen. Eine Gefahr gab es dadurch nicht. Die Steine waren zwar etwa 5 cm groß, aber so leicht das man keine Kopfverletzung fürchten musste.
Die
frischen Lavafetzen hatten eine glatte glänzende
Oberfläche.
Oft gab es dünne, gläserne Sicheln.
Einige davon haben wir aufgesammelt, aber sie waren nicht sehr haltbar.
Auf dem Rückweg verwandelten sie sich in der Tasche zu einem
feinen, schmirgelnden Staub
der das Handydisplay zerkratzte.
Beim
Weg bergab war der Hagel teilweise aufgetaut und der Weg war immer
noch rutschig.
Die helfende Hand von Andreas Möller und ein Wanderstock
erwiesen sich als unentbehrlich
um das Gleichgewicht zu halten. Dank dieser Unterstützung ging
es alles gut und es lief besser als befürchtet.
Die Landschaft war auf dem Rückweg die gleiche wie auf dem
Hinweg,
aber sie sah doch komplett anders aus. Der Hagel hatte alles
verändert.
Auf dem Hinweg kam noch die Sonne durch, doch zurück war alles
trüb und grau.
Doch dafür schien die Sonne im Herzen und die Stimmung war
bestens.
Hinweg und Rückweg.
Vorher und Nachher.
Nach
wenigen Minuten Fahrt kam ein
kräftiger Regenguss vom
Himmels.
Wäre dies am Vulkan passiert wären wir bis auf die
Haut patschnass gewesen.
Das Risiko trotz der unsicheren Wetterlage auf den Berg zu steigen
hatte sich ausgezahlt.
Es gab dadurch auch nur wenige Besucher und kein Gedränge wie
es sonst gelegentlich
auf den Webcambildern zu sehen ist. Coronabedingt war der Anteil
ausländischer Touristen eh gering. Etwa die Hälfte
der Besucher waren Isländer. Auch in Island ist Himmelfahrt
ein Feiertag und viele
Einheimische nutzten das verlängerte Wochenende für
einen Ausflug.
Nach den Einheimischen stellten die Deutschen die
größte Gruppe,
aber es waren auch ein paar Amerikaner zu hören.
Direkter Link zum Gipfelpano
Direkter Link zum Vulkan-Video vom Gipfel