Reise nach Island 2021 Tag 9


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Nachdem wir am Vortag bei Kap Dyrhólaey keine Papageitaucher (Puffins) gesehen hatten, planten wir eine Tour mit dem Boot in Reykjavik. Coronabedingt gab es pro Tag nur jeweils eine Fahrt für die Puffins und zum Whale-Watching, die sich zeitlich überschnittenen. Man musste also die beiden Touren auf 2 Tage verteilen. Wenn man sie trotzdem zusammen buchte, gab es 15% Rabatt. 

Der Liegeplatz des Puffin-Tour-Bootes liegt unweit des Maritim-Museums zu dem ein Abstecher möglich war. Die Sammlung ist eher bescheiden und verteilt sich auf 3 Räume. 

Zu den Highlights zählt die einzige Waffe die je von der Isländischen Regierung eingesetzt wurde. Es handelt sich um einen Haken um fremdländische Fischernetze zu kappen. Als der Küstenschutz auf 200 Meilen ausgedehnt wurde, hat man mit diesem Haken die Netze deutscher und britischer Fischer zerstört. Der Konflikt fand damals ein großes Medienecho. 

Vor dem Museum liegt das Küstenwachboot vor Anker, das damals für diesen Zweck eingesetzt wurde. Es hat einen mausgrauen Marinelook, gehört aber nicht zum Militär. Eine Armee hat Island nicht. 

Es gab einige Infos zur Fischindustie. Vor dem Aufbau der Alu-Hütten sicherte der Fischreichtum den Wohlstand der Insel. Etwas skurril war eine Beschreibung wie der für die Fischindustrie so wichtige Dorsch filettiert wird.

Die Exponate zum Walfang befinden sich in einer einzigen kleinen Vitrine. Ein netter Isländer mit einer deutschen Großmutter aus Danzig erklärte die Highlights. Der Walfang hat in Island wenig Tradition und wurde erst im 20 Jh. aus Norwegen importiert. Ein kleines Kontingent von 200 Minkwalen wird heute noch erlegt. Die Art gilt als nicht gefährdet. 


Die Bekleidung der Fischer hat sich für 1000 Jahre nicht geändert und bestand bis zum 20 Jh. aus Lammleder mit Wollfütterung. An den Füßen trug man sehr einfache Mokassins. ...So haben die alten Wikinger wirklich ausgesehen!

Das Boot für die Puffin-Tour ist eher klein.  Die Tiere leben in der Bucht von Reykjavik auf 2 kleineren Inseln auf denen sie vor Füchsen und Mardern geschützt sind. 

Anders als z.b. Möwen nisten die Papageitaucher nicht in den Steilwänden sondern in Höhlen auf dem flachen Land ähnlich wie einem Kaninchenbau. Nur wenn die Erdschicht zum Meer hin offen ist kann man in die Höhle hineinschauen. 

Der Papageitaucher gilt als heimlicher ´National-Vogel´ der Isländer. Schon am Flughafen gibt es ihn als großen Pappkamerad. Tatsächlich sind die Vögel aber eher klein und haben das Format einer Taube. 

Wir sahen auf unseren Touren auch viele andere Wasservögel wie Gänse und Enten doch der der Puffin ist im Format deutlich unscheinbarer. Am Land gleicht er einen watschelnden winzigen Pinguin, doch der Papageitaucher kann fliegen. 

Beim Flug werden die Beine wie das Fahrwerk eines modernen Flugzeugs eingezogen.

Im Wasser werden gelegentlich die Flügel eingesetzt. Sein Schwimmstil gleicht unter Stress dem menschlichen Stil des ´Schmetterlingkraulens´. 

Charakteristisch ist der große Papageienschnabel mit dem Streifenmuster. Das Muster wächst jedes Jahr neu zur Brutsaison und ist wie ein Fingerabdruck. An den Schnabelstreifen erkennen sich die Partner. Die Vögel sind streng monogam. Während bei Störchen die Treue zum Nistplatz die Treue zum Partner bedingt, ist die Treue beim Puffin individuell. Falls ein Partner stirbt wird zwar ein neuer Partner gesucht, doch der neue Partner verliert seine Chance, falls der alte Partner unerwartet wieder auftaucht. Auf der Bootstour konnten wir die Papageitaucher mit dem Fernglas gut beobachten. Die See war ruhig und das Wetter war gut. Es entstanden viele Fotos, wobei sich die bessere  Kamera von Andreas Möller auszahlte.


Puffin-Tour und Martim-Museum waren am Vormittag erledigt und am Nachmittag ging es zur nördlich von Reykjavik gelegenen Halbinsel Snaefellsnes. Die dünn besiedelte Halbinsel hat zahlreiche landschaftliche Schönheiten aufzuweisen. Sie gilt als „Island in Miniatur“, weil sie auf kleinster Fläche alle Reize der großen Insel wiedergibt. Vor allem wenn man nicht die Westfjorde von Island besuchen kann, ist Snæfellsnes eine lohnenswerte Alternative.

Snæfellsnes befindet sich zwischen der Bucht Faxaflói und dem Fjord Breiðafjörður. Der Snæfellsjökull liegt an der Spitze der Halbinsel. Es handelt sich um einen weithin sichtbaren, 1446 m hohen Stratovulkan. Er wird in Jules Vernes Buch ´Die Reise zum Mittelpunkt der Erde´ als Einstieg in die Unterwelt beschrieben. Dies ist ein Buch das jeder Isländer kennt.

Snæfellsjökull heißt auf deutsch Schneefellsgletscher. Um ihn herum liegt einer der vier Nationalparks Islands mit dramatisch schönen Landschaften.

Viele Seevögel brüten hier auf den Meeresklippen. So kann man zum Beispiel am Þúfubjarg Papageitaucher, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel beobachten.

Auch einige Seeadler haben ihre Nester in den Bergen weiter im Inland. Wir sahen aber nur ein ausgestopftes Exemplar im Perlan, dem Naturkundemuseum von Reykjavik.

In der Nähe von Hellissandur betreibt der isländische Rundfunk eine Sendeanlage für Langwelle. Der zu dieser Anlage gehörende Sendemast Gufuskálar ist 412 Meter hoch und dürfte das höchste Bauwerk in Westeuropa sein. Der Eifelturm steht erst an 2. Stelle.

Gatklettur ist ein bemooster und wild bewachsener Lavasteinbogen im Meer vor der Küste von Arnarstapi. Der Gatklettur ist nur wenige Meter vom Parkplatz am Bárður-Denkmal entfernt. 

Das Bárður-Denkmal orientiert sich im Aussehen stark an einer kleinen Wikinger-Figur die im Nationalmuseum ausgestellt ist.

An der Südwestseite der Snæfellsnes Halbinsel liegt der schwarz-sandige Strand Ytri-Tunga. Bei der Anfahrt sahen wir ein Schild auf dem die beiden in Island heimischen Robben-arten erklärt wurden.

Direkt am Zugang zum Strand lagen gleich 3 Tiere. Eine Mutter mit ihrem Baby das noch ein typisches helles Fell hatte und ein etwas kleineres Tier. Vermutlich das Jungtier vom Vorjahr. Es gab noch viel weitere Robben im Umfeld. Doch deren Kolonie war nur schwer zu erreichen.


Die berühmeste Frau Islands ist Gudridur Thorbjarnardottir. Sie war eine Entdeckerin, die um das Jahr 1000 auf Island lebte und gilt als erste Frau, die (um 1004) ein Kind europäischer Abstammung in Amerika zur Welt brachte. Guðríðr heiratete in zweiter Ehe einen Schwager von Leif Erikson. Leif Erikson hatte sie vor Grönland aus Seenot gerettet. Sie begleitete Leif Erikson bei seiner 2. Vinland-Expedition. 

Guðríðr gebar in Amerika ihren Sohn.  Nach drei Jahren kehrte die Expedition nach Grönland zurück. Guðríðr reiste mit ihrem Sohn Snorri weiter über Norwegen zurück nach Island. Snorri Þorfinnsson hat in Island zahlreiche Nachkommen. Nach der Heirat ihres Sohnes unternahm Guðríðr eine Pilgerreise nach Rom, wobei ihr Sohn Snorri während ihrer Abwesenheit eine Kirche in der Nähe des Guts in Glaumbaer errichten ließ. Sie wurde nach ihrer Rückkehr Nonne und lebte als Eremitin. 

Vom Geburtshaus der Gudridur Thorbjarnardottir dem Hof Laugarbrekka sind nur noch die Grundmauern erhalten. Es gibt dort aber eine Lebensbeschreibung, ihre Reiseroute und ein kleines Denkmal.

Auf der Fahrt Richtung Stykkishólmur taucht am Grundarfjörður Fjord der imposante 463 Meter hohe Kirkjufell auf. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs lag die Landschaft wunderbar im Abendlicht.

Ganz in der Nähe befindet sich nur wenige Meter abseits der Straße der berühmte Kirkjufoss – eines der beliebtesten Fotomotive Islands, obwohl es ein eher kleiner Wasserfall ist. 


Durch den sehr flachen Sonnenuntergang hat man eine sehr lange Abendämmerung. In isländischen Bars gibt es daher keine ´Blue Hour´, denn die wäre zu lang. 
Dafür gibt es ein lang anhaltenes ´Alpenglühen´ an den eher niedrigen Vulkangebirgen.




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