Islandreise 2016 II


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Pingvellier


Vom Flughafen bewegten wir uns über die Ringstraße nach Westen. Das erste Ziel war Þingvellir. Der Ort zählt zum Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Nach der Landnahme im Jahr 872 tagte hier das erste isländische Parlament. 

Als Vollversammlung aller freien Männer wurde hier über Gesetze abgestimmt und Gericht gehalten. Die Gesetze richteten sich nach norwegischen Vorbild. Es wurde ein Gesandter an den Hof des Königs geschickt um dort entsprechende Schriften zu kopieren. Daneben gab es auch lokale Vorschriften. Da die Insel nur unter etwa 1000 Siedlerfamilien  aufgeteilt wurde war Inzest ein großes Problem das streng verfolgt wurde. Durch die Schlucht läuft ein kleiner Fluss in dem über die Jahrhunderte 18 Frauen ertränkt wurden. Þingvellir war also auch ein Ort für Gericht und Hinrichtungen. Die jährlichen Volksversammlungen waren eine Mischung aus Politik und Jahrmarkt. 

Auf dem Gesetzesberg weht die isländische Nationalflagge

Das Parlament verlor seine Macht im 13 Jh. Lokale Warlords stürzten das Land in einen Bürgerkrieg. Norwegen übernahm daraufhin die Herrschaft und nach der Kalmarer Union fiel das Land an Dänemark. Der Alting war nur noch ein Regionalparlament und bestand bis 1798, als die Dänen ihn auflösten.

Im Jahr 1000 wurde in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen. An diesem historischen Ort wurde auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen
und 1994 deren Fünfzigjahrfeier begangen. Der dänische König stand im besetzten Dänemark unter Hausarrest und war machtlos. Er sendete ein Glückwunschtelegramm.


Der Fluss Öxará durchströmt Þingvellir und formt an der Schlucht Almannagjá einen sehenswerten Wasserfall, den Öxarárfoss.

Der Tag war einer der seltenen Sonnentage auf Island. Die Farben herbstlichen Natur wirkten in der klaren Luft gradezu knallig expressiv.

Im Mittelalter lebten etwa 50.000 Menschen auf der Insel. Bei Ausrufung der Republik 1944 waren es etwa 200.000. Heute sollen es 330.000 sein. Damit hat Island die Einwohnerzahl von Bielefeld. Obwohl Island politisch ein Zwergstaat ist, ist das Territorium beträchtlich. Island ist nach Großbritannien noch vor Irland die zweitgrößte Insel Europas. Die gute Infrastruktur finanziert sich aus der Industrieproduktion insbesondere aus der Herstellung von Aluminium. Der günstige Strom aus Geothermie und Wasserkraft schafft einen konkurrenzlosen Standortvorteil. mehr als 70% der nationalen Stromproduktion fließen in die Aluminiumhütten.

Auffallend für Mitteleuropäer ist der Mangel an Wäldern. Zur Zeit der Landnahme war dies anders, etwa 20 % des Landes waren bewaldet. Die alten Chroniken Íslendingabók („Isländerbuch“) und Landnámabók („Landnahmebuch“) berichten gar, das Land sei von der Küste bis in die Berge bewaldet gewesen. Hauptsächlich fand man ausgedehnte Birkenwälder vor, wie Forschungen nachgewiesen haben. Durch Rodungen zur Weidelandgewinnung, für Brennholz und zur Köhlerei verschwanden diese Wälder. Die anschließende Beweidung ließ Sprösslinge nicht mehr hochkommen, so dass bereits nach wenigen Jahrhunderten der Besiedlung Island völlig entwaldet war. Nur spärliche Reste der niedrig wachsenden Birkenwälder überlebten.
Heute bemüht man sich um Wiederaufforstung des Landes. In der 1. und 3. Nacht kampierten wir in einen kleinen Aufforstungsprojekt das als Botanischer Garten angelegt war.
Die einzelnen Pflanzen des nur wenige Hundert Quadratmeter großen Areals waren mit kleinen Schildern der Pflanzennamen versehen.

Am Morgen begrüßten uns einige Islandponys. Die Intelligenz und Neugier der Tiere war deutlich zu spüren....

....Am Abend stand Pferd auf der Speisekarte.


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