Neapel 2017 II



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Am zweiten Tag ging es zum Hauptreiseziel, den beiden Ruinenstädten von Herculaneum und Pompeji. 

Herculaneum ist viel kleiner gilt aber als besser erhalten. Auf den ersten Blick erscheint das Grabungsgelände winzig, fast ein wenig enttäuschend, dennoch kann man hier leicht mehrere Stunden verbringen. 

Der Zugang erfolgt durch einen Tunnel. Er erinnert daran, das in der Frühzeit nicht flächenmäßig gegraben wurde, sondern per Stichgrabung einzelne Gebäude sondiert wurden. 

Die Arbeiten begannen 1738 unter dem ersten Bourbonen-König Karl III. Flächenmäßige Grabungen gab es jedoch erst ab 1828. Direkt um das Grabungsgelände stehen Häuser des modernen Herculaneum Sie verhindern weitere Ausgrabungen. 

Was heute lästig erscheint, wird vermutlich von Archäologen der Zukunft begrüßt werden. Sie werden mit neuer Technik andere Möglichkeiten besitzen, als die Forscher der letzten 200 Jahre sie hatten.  Unter die Häuser führen einige Tunnel als Stichgrabungen.

Zum Zeitpunkt der Zerstörung hatte Herculaneum etwa 4000 Einwohner. Herculaneum war deutlich kleiner als Pompeji. Es war nur eine kleine Hafenstadt, in der der Handel keine große Rolle spielte und an der der Seehandel weitgehend vorbeiging. Die Wirtschaft beruhte hauptsächlich auf dem Fischfang. Die meisten Häuser sind bescheiden. Einige reiche Römer bauten jedoch Villen und lebten dort mit ihren Sklaven und Handwerkern. Lange Zeit wurde vermutet, fast allen Einwohnern sei die Flucht gelungen, da sich in den ausgegrabenen Bereichen nur wenige Skelette fanden. Als 1982 der Grabungsbereich auf den antiken Strand von Herculaneum ausgedehnt wurde, erwies sich dies als Irrtum. Im Inneren von zwölf Bootshäusern wurden dicht aneinander gedrängt ca. 250 Skelette gefunden. Sie sind heute noch zu sehen.

Marcus Balbus war ein Förderer der Stadt. Ihm wurde auf einem kleinen Platz ein altarförmiges Denkmal errichtet.

Anders als in Pompeji sind in Herkulaneum teilweise noch die Obergeschosse erhalten.

Die Untergeschosse waren meist Geschäfte. Es gab sehr viele Garküchen und Tavernen. Die Nahrungsmittel wurden aus großen, eingemauerten Bottichen mit einer Schöpfkelle verteilt.

Hier wurde Mehl gemahlen. Die Mühlsteine stehen noch:

Im Haus des Relief des Telefos gibt es eine der wenigen Reliefplatten die nicht fortgeschafft wurden. 

Gezeigt wird wie Herkules seinen Sohn Telefos bei einer Verletzung behandelt, nachdem er sich Rat bei einem Orakel geholt hat.

An den Straßenecken standen Brunnen zu Wasserversorgung. Sie waren einheitlich ausgeführt.

Leider waren nicht alle Häuser zugänglich. Um die Objekte zu schonen, gibt es wechselnde Öffnungszeiten.

Eine Highlight war das Sannitische Haus. Es war bei der Zerstörung der Stadt schon mehr als Hundert Jahre alt und aus vorrömischer Zeit.

Das Haus des Neptun und der Anfritite ist nach seinem bemerkenswerten  Hausheiligtum benannt. Ein prachtvolles Mosaik zeigt die beiden Götter.

Auch in der Frauenterme gibt es ein tolles Mosaik mit Fischen, Kraken und dem Meeresgott zu sehen. Der Raum diente als Umkleide. Oben sind die Fächer für die Kleidung und unten die Sitzbänke zu erkennen.

Gleich nebenan gibt es die Terme der Männer. Das Mosaik in der Umkleide zeigt ein vergleichbares Motiv ist aber schlechter erhalten.

Interessant sind die geriffelten Gewölbedecken. Sie leiteten das Schwitzwasser so ab, dass es nicht auf die Badegäste tropfen konnte.

Eine weitere Taverne mit gut erhaltenen Amphoren und Holzresten.

Die meisten Fresken sind in hellen Farben gehalten, meist weiß und rot. 

Es gab aber auch Epochen in denen schwarze Fresken modisch gewesen sind.
In Pompeiji werden 4 unterschiedliche Malstile unterschieden.

Die schönsten Fresken gibt es im Haus der Augustalen. Die Augustalen waren in der Stadt für den Kaiserkult zuständig. Wer zum Kreis der Augustalen gehörte, gehörte zu den höchstangesehenen Honoratioren der Stadt.
 

Die Fresken zeigen den von 2 Göttinnen geleiteten Einzug des Herkules in den Olymp....Auch Herkules Vater Zeus ist zu sehen. Er wird als Regenbogen
im Hintergrund dargestellt. Der Regenbogen symbolisiert zugleich die Verbindung zwischen Himmel und Erde, ähnlich wie im alten Testament.

Das 2. Fresko zeigt die Rettung der entführten Deianira durch Herkules. Die ´herkulischen´ Fresken haben einen indirekten Bezug zum Kaiserkult. Der Kaiser wurde gern als irdischer Herkules verehrt.

 

Nicht alle Holzreste sind original. Vieles wurde rekonstruiert um die Denkmäler besser schützen zu können. Bei originalen Holzresten wird meist explizit darauf hingewiesen, wie hier im Haus mit der hölzernen Trennwand.
 

Neben der hölzernen Paravan hat sich auch ein Bettgestell erhalten.

Das Haus gehörte einem Patrizier. Das ist an den vor dem Haus stehenden Sitzbänken zu erkennen, auf denen seine Klientel warten konnte.
 

Das größte Wohnhaus der Stadt gehörte keinem Patrizier. Es wird ein ehemaliges Hotel vermutet.

Die Säulen sind nicht aus Stein sondern gemauert. Das war bei den Bauten der einfachen Leute normal. Auf das Mauerwerk kam eine Stuckschicht mit der eine Kannelierung vorgetäuscht wurde.

 


Zwischen Herkulaneum und Pompeji liegt die Villa Oplontis. Sie gehörte Poppaea (Popeia) der Gemahlin des Kaisers Nero die im schwangeren Zustand von ihrem Mann erschlagen wurde.

Poppaea stammt aus einer reichen Familie und konnte sich die besten Künstler ihrer Zeit leisten. Das Grabungsgelände ist nicht groß, dennoch lohnt ein Besuch. Die erhaltenen Kunstwerke sind ´High-End´ und heben sich von der bürgerlichen Kunst in Herculaneum deutlich ab. 

Die Villa ist großzügig in der Raumaufteilung. Sie erscheint luftig und leicht gebaut im Stile eines eingeschossigen Bungalows. 

Die Ebenerdigkeit ermöglicht eine intelligente Lichtführung. Es ist alles gut beleuchtet. 

Die Villa wurde am 4. Dezember 1997 zusammen mit Pompeji und Herculaneum in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. 

Zur Ausstattung gehörte ein 100m langes Schwimmbecken. 

In der Villa Oplontis gibt es die vielleicht schönsten erhaltenen römischen Fresken.


 Es wird viel mit Illusionsmalerei, Scheinräumen  und Scheintüren gearbeitet.


Die Kaiserin muss Pfauen sehr geliebt haben. Von ihnen sind an den Wänden zahlreiche Exemplare zu sehen

Die seltsame Theatermaske neben dem Pfau bleibt rätselhaft.

Die Flure hatten keine figürlichen Fresken sondern einfache rote Wände. Die Säulen waren jedoch mit einem ungewöhnlichen Rautenmuster geschmückt.

Jeder Fußboden hat  Mosaike. Sie zeigen jedoch nur geometrische Muster.

Völlig schmucklos ist nur die Küche.




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