Neapel 2017 V - Paestum



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Die zweite Sternbedeckung des Tages sollte am Abendhimmel stattfinden. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es am Mittag wieder los. Diesmal war das Ziel die antike Stadt Paestum. Der Ort wurde von den Griechen im 7. Jh. v. Chr als Poseidonia gegründet. Die 3 heute noch erhaltenen dorisch griechischen Tempel entstanden etwa 150 Jahre später. Als die Römer die Stadt eroberten, waren die Tempel schon über 200 Jahre alt. In christlicher Zeit wurde Paestum ein Bischofssitz. Um 500 n. Chr. fing das Gelände an zu versanden und langsam zu versumpfen, die Malaria breitete sich aus und die letzten Bewohner verließen den Ort. Die Tempelanlage verwandelte sich in eine Art Urwald, der Ort wurde gleichsam vergessen. Die Bewohner siedelten, um der Malaria zu entgehen, auf höher gelegenes Gebiet um und gründeten den Ort Capaccio. Erst 1752 wurde Paestum wiederentdeckt, ungefähr gleichzeitig mit Pompeji und Herculaneum. Die Entdeckung erregte seinerzeit großes Aufsehen. Eine Expedition in die verwunschene Sumpflandschaft gehörte schon bald zum Programm des kunstbeflissenen Bildungsreisenden auf der sogenannten Grand Tour. Auch Goethe hat Paestum besucht. 

Der um 540 v.Chr. erbaute Hera-Tempel war einer der größten bis dahin errichteten griechischen Steintempel überhaupt. 

Hera wurde sehr verehrt was die zahlreichen Votivgaben im Museum beweisen. 

Die dorische Säulen sind stark konisch und geben dem Tempel ein etwas gedrungenes Aussehen.

Der Säulengang in der Mitte deutet darauf hin das der Tempel vielleicht zweigeteilt war und in ihm 2 Götter verehrt wurden. Naheliegend wäre ein Poseidonheiligtum, da der Meeresgott der Stadt den Namen gegeben hat.


Der Tempel der Athena (um 510 v. Chr.), wurde früher der Ceres zugeschrieben. Er ist erheblich kleiner. An ihm ist besonders auffällig, dass dieser eigentlich dorische Tempel einige Stilelemente besitzt, die nicht in den Kanon der dorischen Architektur gehören. So besitzt er Schmuckelemente die eher in ionische Gebälke gehören. 

Der um 450 v.Chr. erbaute Poseidontempel soll ebenfalls der Hera geweiht gewesen sein. Er ist der größte und schönste der 3 Tempelanlagen und weist in seinen ausgereiften Bauformen Ähnlichkeiten zum kurz zuvor errichteten Zeustempels von Olympia auf.

Während der Besichtigung des Geländes gab es eine Gewitterstimmung mit einem fantastischen goldenen Licht. Es ließ den geben Sandstein der Anlagen mit großen Kontrast erstrahlen. Leider konnte die mitgeführte kleine Digiknipse die Stimmung nicht wirklich einfangen. 

Das Kastengrab des Stadtgründers hat sich bis heute auf dem Grabungsgelände erhalten. Als die Römer die Stadt eroberten verlor das ´Heron´ seine Bedeutung. Es wurde in das innere eines Tempels verlegt und mit der Zeit vergessen. Daher blieb es 2500 Jahre unberührt.

Im Heron-Grab fanden sich 6 fantastische Bronzegefäße die mit Honig gefüllt gewesen sind. Die Stücke sind in ihrer Qualität einmalig. Ansonsten sind aus der Zeit fast nur Tongefäße bekannt. Sie sind die schönsten Exemplare die sich aus griechischer Zeit erhalten haben und wären allein schon eine Reise wert.

 


Auch eine Amphore mit dem Eintritt des Herkules in den Olymp wurde gefunden. Der Stadtgründer Heron wurde nach einigen Jahrhunderten mythologisiert und mit Herkules gleichgesetzt.

Die antike Stadt lag hinter dem Tempelgelände. Von ihr ist nur noch wenig zu sehen.

Interessant sind ein großes Schwimmbecken....


....das Forum....
...und die Basilika, die Gerichtsstätte und Börse gewesen ist.


Das Amphitheater ist nur zum Teil ausgegraben.

Zum Ausgrabungsgelände gehört ein sehr sehenswertes Museum mit Fundstücken aus der Umgebung von Paestum, in der Hauptsache Grabfunde aus griechischen und lukanischen Nekropolen. Darunter sind viele Vasen, Waffen und bemalte Steinplatten. 

Amphore des Malers der Aphrodite 330v.Chr. Die weiße Göttin wird von 2 Amorfiguren umkreist. Die Vase wurde in Paestum gefertigt. Bemerkenswert sind besonders die floralen Umrandungen der Figurengruppe.

Die Gräber waren kastenförmig als kleine Häuser angelegt. Die Innenwände waren bemalt. Die Fresken sind vielleicht die bedeutendsten Zeugnisse griechischer Malerei die sich erhalten haben. 

Hervorzuheben sind die Darstellungen aus dem Grab des Tauchers die den Übergang vom Leben in das Totenreich als Sprung des Springers in das Wasser deuten. Der Taucher war auf der Deckplatte des Grabes zu sehen. 

Die Wände zeigen ein Symposium. Das ist ein griechisches Gastmal. Die Teilnehmer spielen Flöte in Leier. Ein Gast schleudert den letzten Tropfen Wein aus seinem Becher. 

Insgesamt wurden mehrere Hundert Gräber gefunden. Flöten und Leiern wurden als Beigaben ausgegraben.

Ein Grab zeigt Brust und Beinpanzer, die auch als Beigaben gefunden wurden.

Wagenrennen und Wettkämpfe sind häufige Motive. Die Gräber von Männern und Frauen hatten zunächst ähnliche Motive. In der Spätphase wurden auch Frauen bei der Hausarbeit dargestellt.  Granatäpfel und Würste sind auf den Grabbildern häufig als Wanddekor zu sehen. Der Grund dafür ist noch unklar.

Der Giebelschmuck der Tempel wurde abgebaut und ist heute ebenfalls im Museum zu sehen.

Die Metopen zeigen tanzende Mädchen und sind aus dem Hera-Tempel der um 570 v.Chr. erbaut wurde.



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