Vereinsausflug nach Wien 2018 I



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Der diesjährige Vereinsausflug führte nach Wien. Er begann am Samstag morgen und endete Montag Abend. Nach Abzug der Fahrzeit standen etwa 2 Tage netto zur Verfügung. Zum offiziellen Programm gehörten ein Besuch der Universtätssternwarte und der Kufnersternwarte. Dort gab es offizielle Führungen. Auch eine offizielle Stadtrundfahrt mit dem eigenen Bus stand auf dem Programm.


Gleich nach der Ankunft wurde die Unisternwarte besichtigt. Sie war eine Stiftung des Kaisers Franz-Josef I. und ist seit über 100 Jahren das größte zusammenhängende Sternwartengebaüde der Welt. Der Grundriss ist kreuzförmig und entspricht etwa einer Kathedrale mit einer Länge von 101 m und einer Breite von 73 m. 

Der Baubeginn war 1874, der vollständige Umzug des Instituts für Astronomie war aber erst 1882 abgeschlossen. Die feierliche Eröffnung fand am 5. Juni 1883 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. statt.

Bei soviel Platz gibt es ausreichend Raum für Repräsentation. Der Treppenaufgang ist herrschaftlich und stellt manchen Schlossbau in den Schatten. Am Ende der Treppe ist eine Büste des Kaisers zu sehen.


In der Hauptkuppel befindet sich der große Refraktor mit 68 cm Öffnung und 10,5 m Brennweite. Er wurde von der irischen Firma Grubb 1878 hergestellt. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war dieses Instrument der größte Refraktor der Welt. Allerdings wurde schon zwei Jahre nach der Eröffnung der Universitätssternwarte, Pulkowo-Observatorium in Russland ein noch größerer Refraktor mit 76 cm Öffnung in Dienst gestellt. 

Der große Refraktor dient heute vorwiegend Demonstrationszwecken. Die beweglichen Teile haben ein Gewicht von 5 Tonnen, können aber trotzdem von einem Kind bewegt werden.

Die Linse hat sich in den letzten 150 Jahren versetzt und ist nicht mehr tauglich.  Ein Modell zeigt den Durchmesser und Aufbau.

Tauglich ist allerdings noch die Mechanik die bis zum heutigen Tage ohne Strom auskommt. Es gibt zwar einen Motor, doch der dient nur dazu den klassischen Fliehkraftregler in Schwung zu bringen. Der Rest läuft über Kettenzüge und Gewichte rein mechanisch. 

In der Kuppel gibt es auch mehrere Uhren die ebenfalls rein mechanisch sind. 

Elektrisch ist dagegen die Bedienung des Kuppelspaltes und die Kuppelrotation. Die sichtbare Mechanik erinnert sehr an das Dampflockzeitalter. Wenn die Kuppel bewegt wird klingt das so, als wenn eine historische Lok in den Bahnhof einfährt.

Das Teleskop ruht auf einem Fundament das sich pyramidenförmig durch das komplette Gebäude erstreckt. Es wurde aus Ziegeln gemauert. Zum Aushärten des Mörtels wurden Lüftungsschlitze freigelassen.



Einen pyramidenförmigen Sockel besitzt auch das 2 Gerät das uns vorgestellt wurde. Das in der Sternwarte beheimatete astronomische Institut hat in einer weiteren Kuppel ein kompakt gebautes 80-cm-Cassegrain-Teleskop für Lehr- und Forschungsaufgaben im Einsatz. Trotz des licht-verschmutzten wiener Himmels gelang es den Studierenden während ihrer Praktika doch einige recht beeindruckende Fotos zu erstellen.  Als Kamera dient eine moderne CCD von Finger-Lakes mit rund 25 Bogenminuten Bildfeld.




Seit 1990 ist im Südtrakt des Institutsgebäudes eine Schausammlung untergebracht. Diese umfasst unter anderem historische Bücher, die bis in das 15. Jahrhundert zurückgehen, oder astronomische Instrumente, die deren Entwicklung bis in die Gegenwart darstellen.

Uns wurde ein früher Druck eines Werkes von Georg von Peuerbach gezeigt, der Mitte des 15 Jh. lebte. Das vor-kopernikanische Buch entstand nur wenige Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks und war handkoloriert.

Ein weiteres Highlight war ein wunderschöner Sternatlas aus der Mitte des 18 Jh.

In den Vitrinen war allerlei ungewöhnliches Gerät zu sehen.  Unter anderem ein russischer Mondglobus. Vermutlich der erste Mondglobus der die Rückseite zeigte.


Interessant war ein Meteoroskop aus der Mitte des 19.Jh. Über die Funktion wurde einiges gerätselt. Unklar blieb ob es ein Gerät zur Wetterbeobachtung sein könnte. Ein deutlich sichtbarer Zylinder würde für ein Druckmessgerät sprechen, könnte aber auch ein Regenauffangbehälter zur Messung des Niederschlags gewesen sein. 

Für eine Verwendung zur Meteorbeobachtung sprach jedoch ein kleines Steinchen das neben den Meteoroskop gelegen hat. 

Eine Anfrage auf den Mailinglisten bestätigte diese Vermutung. Danach diente es zur Vermessung von Meteoritenspuren und der Behälter enthielt eine Lampe. Dafür sprichrt auch das Bild mit dem peilenden Beobachter. Der Messingzylinder enthielt eine Kerze zur Beleuchtung der Höhenskala. Die Umlenkung des Lichtes über 2 Spiegel wirkt auf den ersten Blick unnötig kompliziert, macht aber auf den 2. Blick schon Sinn. Der Azimut wurde möglicherweise fest eingestellt und ist daher nicht beleuchtet. Das flache Röhrchen vorn, ist vielleicht eine kleine Wasserwaage, damit alles lotgerecht eingestellt werden konnte.
Das mit diesem Gerät tatsächlich Meteore gemessen wurden beweist ein Aufsatz in den Annalen der Universitaets-Sternwarte Wien von 1873 unter:
http://adsbit.harvard.edu//full/1873AnWiD..20....1W/0000006.000.html
In dem Aufsatz beruft sich der Autor auf vorhergehende Messungen von Littrow aus den Jahren 1837 bis 1841. Aus der Zeit von Littrows Pionierarbeit dürfte sich dieses Original-Instrument erhalten haben.


Nach der Sternwarte wurde noch ein Heurigenlokal besucht. Der frische Wein hatte zwar grade keine Saison, doch die Lokale sind ganzjährig geöffnet.

Skurril: Die Österreicher können an den Zebrastreifen ihre Flagge mit den Füßen treten. Und was bei uns euphemistisch ein Wertstoffhof  ist, nennen unsere Nachbarn ´Mistplatz´.



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