Namibia 2018



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Der Grund für die Reise in den Süden war die Mondfinsternis. Während der Mofi sollte hier ein 5mag heller Stern streifend bedeckt werden. 

Unsere Idee war mit mehreren Standorten vertikal zur Grazeline die unterschiedlichen Höhen der Mondberge zu dokumentieren. Dazu wurden 2 Standorte ermittelt. Bei 18:34:36 ö.L. und 27:15:20 s.B. sollte die Grazeline die Hauptverkehrsstraße nach Südafrika schneiden. Leider zeigten die offiziellen Karten der namibischen Telekom an dieser Stelle ein Funkloch, was die geplante Übertragung eines Lifestreams nach Deutschland unmöglich gemacht hätte. Besser schien die Situation auf einer Sandpiste weiter östlich wo bei 18:58:44,83 ö.L. und 27:16:40,8 s.B. ein Netzempfang mit 3G möglich sein sollte. 

Die Karte der namibischen MTC war jedoch ungenau. An beiden Standorten war kein Handyempfang möglich, so das die Live-Übertragung aufgegeben werden musste.

Allzu schade war das nicht, dann trotz der sehr langen Finsternis von 1:43 h war die Zeit knapp und wir waren froh noch vor Sonnenuntergang aufbauem zu können. Wir hatten einen flachen Standort mit 360 Grad Rundumblick. Der Wind war zum Glück gering. Der Himmel war perfekt und die Temperaturen akzeptabel. - Besser gehts nicht!

Nach dem Eintritt in den Kernschatten mussten die Montierungen der 5 Standorte eingesüdet werden. Die Kameras mussten aufgebaut und getestet werden. Dabei gab es wie so oft unvorhersehbare Stresssituationen. Mal fehlte ein USB-3 Kabel und mal ein Filter. In der Hektik musste man Kompromisse schließen. So waren am Ende nur 4 der geplanten 5 Stationen aktiv. Visuell war der Stern noch kurz vor und nach der Bedeckung mit freien Auge zu sehen. Während der Bedeckung sollte mit einem 15x70 Fernglas beobachtet werden. Dies war jedoch schwieriger als gedacht, da kein freies Stativ zur Verfügung stand. So wurde der Graze am Bildschirm verfolgt. Obwohl unsere Standorte nur wenige 100m Luftlinie auseinander lagen, war die Charakteristik der streifenden Bedeckung an den 4 Standorten sehr unterschiedlich. Dies ist ein guter Beleg für die flachen Steigungen der Mondberge. Schon geringe Höhenänderungen können die Finsternisdauer merklich beeinflussen.

Standort 1

Standort 2

Standort 3

Standort 4

Standort 5

Station 1 arbeitete mit einem 135mm Teleobjektiv. Das erwies sich als zu geringe Brennweite um den Stern sauber vom Mond zu lösen. Das entstandene Video ist nicht präsentabel, aber mit viel Mühe ließen sich dir Bedeckungszeitpunkte herausarbeiten.

Station 5 scheiterte an technischen Problemen.
Aber die Stationen 2, 3 und 4 lieferten gute Ergebnisse.

Hier die Videos:

Streifende Sternbedeckung während der Mondfinsternis am 27.8.2018 in Namibia an Station 2: 27:16:39.98 s.B. 18:58:43,39 ö.L.


Streifende Sternbedeckung während der Mondfinsternis am 27.8.2018 in Namibia an Station 3: 27:16:43.45 s.B. 18:58:48,88 ö.L.

Streifende Sternbedeckung während der Mondfinsternis am 27.8.2018 in Namibia an Station 4: 27:16:46.67 s.B. 18:58:50,15 ö.L.

Die Zeitnahme erwies sich als schwierig. Doch zumindest die Finsternisdauer konnte exakt bestimmt werden.  Für den Startzeitpunkt konnte bei den Stationen 1 und 2 der Fehler auf +-2s eingegrenzt werden.  

Station 1)

Oben jeweils die Prognose und unten die gemessen Werte.

Station 2)


Station 3)

Die Ergebnisse bei Station 3 passen überhaupt nicht zum Schema, so dass von einem Messfehler ausgegangen werden muss. 
Möglicherweise gab es wechselnde Bildraten, was aber nicht rekonstruierbar ist. Die Messung 3 wurde daher nicht weiter untersucht.


Besser war die Situation bei
Station 4)


Station 1 hat eine gemessene Gesamtlänge von 116,85s. Die Prognose lag bei 112,12s.
Station 2 hat eine gemessene Gesamtlänge von 125s. Die Prognose lag bei 120s.
Station 4 hat eine gemessene Gesamtlänge von 189s. Die Prognose lag bei nur 165s.
Da die Realität nicht falsch sein kann, gab es bei der Prognose signifikante Fehler. Um die Ursache zu ermitteln, wurden die Sehnen der einzelnen Finsternisabschnitte in die Prognose der Software Occult eingetragen.

Station 1 ist ohne Auffälligkeiten, doch um für Station 2 eine brauchbare Lösung zu finden, muss das vorgegebene Profil vom LRO korrigiert werden. Entweder war der Berg beim 1. Kontakt etwas zu niedrig oder das Tal beim 4. Kontakt etwas zu flach.

Unstimmigkeiten gibt es auch für Station 4.  Dort ist vermutlich der Berg beim 3. Kontakt zu flach. Hätte die Sehne weiter südlich gelegen, wäre die Zahl der Kontakte zum Ende der Bedeckung stark angestiegen.


Zwischen Station 1 und Station 4 lagen nur 286m Abstand. Die Bedeckungsdauer stieg auf der kurzen Distanz von 116s auf 189s. Allein mit dieser Zahl kann man sich schon gut vorstellen wie flach die Steigungen der Mondberge sein müssen. Doch der erste Eindruck täuscht. Über den weiten Weg mitteln sich lokale Unebenheiten weg. Im Detail können die Steigungen höher sein.
 
Der Mondschatten bewegte sich mit einer
Geschwindigkeit von ca. 625m pro Sekunde über den Erdboden.
Mit dieser Information lassen sich die Steigungen der Mondberge ausrechnen. Die drei Mondberge von Station 1 sind auch bei Station 2 wiederzufinden. Zwischen diesen beiden Stationen liegt der Abstand bei nur 80m. Bei Station 4 ist immerhin noch einer der 3 Mondberge von Station 1 zu sehen.
 


Bei Berg 3 ist die Steigung am Fuss des Berges flacher, so wie wir das auch von der Erde kennen. Leider ist die Steigung nur ein Mittelwert.
Beim Austritt war sie vermutlich deutlich geringer.

Die Abstände zwischen den Stationen entsprechen zufällig den realen Höhendifferenzen der Mondberge. Dies liegt daran, dass der Mond zum Bedeckungszeitpunkt einen Azimut von fast genau 90 Grad hatte und sich zugleich der Mondschatten in West-Ost-Richtung bewegte. Die Angaben zur Steigung müssen daher nicht über den Horizontabstand des Mondes korrigiert werden.

Station 2 zeigt bei 41fps sehr schön die durch Beugung verursachten Fadingeffekte.



Der bedeckte Stern war in größeren Mondabstand auch in Deutschland zu sehen und stiftete in esoterisch angehauchten Kreisen einige Verwirrung.

Mit den Sternen im Feld war ein schöner Paralaxenvergleich möglich. Links Namibia mit dem Doppelstern und Rechts zeitgleiche Bilder aus Deutschland.

Die Aufnahmen aus Deutschland sind von Peter Lindner. Es wurde ein 200mm Teleobjektiv verwendet. Die Parallaxe zwischen Deutschland und Namibia ist schon gewaltig. Als Orientierungspunkt dienten die 3 hellen Sterne links im Bild.

Da sich die beiden Länder fast auf den gleichen Längengrad befinden, ist die korrekte Darstelleung eigentlich 90 Grad gedreht in Nord-Süd.

In Namibia war der Himmel sehr dunkel. Dadurch ließen sich viel Sterne im Hintergrund herrausarbeiten. Auch der Mars ist rechts im Feld. Zur Mitte der Totalität war der Mars heller als der Mond!

Pretty Pictures sind eher nebenbei entstanden.


Das die Mofi in der ersten Nachthälfte stattfand, zeigt sich an der Position des Mondes relativ zum Erdschatten. Am Morgenhimmel war der Abstand schon etwas größer.




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