Sonnenfinsternis 2019 IV - Cerro Tololo und La Serena


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Gleich der erste Tag nach der Ankunft in Chile hatten wir uns einiges vorgenommen. Die Fahrt ging über 500 km von Santiago nach LaSerena. Unterwegs bekamen wir erste Eindrücke vom Land. Im Stadtzentrum von Santiago gibt es die für Großstädte typischen Wolkenkratzer. Doch die meisten Chilenen wohnen außerhalb der Stadt. An den Straßen fuhren wir an einigen typischen Häuser vorbei. Da konnten wir sehen, das Chile kein reiches Land ist. Typische Häuser sind aus Holz und eher einfach gebaut. 

Gelegentlich sieht man auch die in Lateinamerika verbreiteten Slums. Dennoch ist Chile ein geordnetes Land. Die Chilenen gelten als die ´Preußen Lateinamerikas´. Trotz des Gegensatzes zwischen Arm und Reich ist die Kriminalitätsrate sehr gering. Die Ursache dürfte bei einem relativ starken Staat zu suchen sein. Im Vergleich zu Argentinien gibt es deutlich mehr Polizei auf den Straßen und deutlich mehr Kontrollen. Auch wir wurden 2 mal angehalten. Mit den Sätzen ´No habla Espaniol´ sowie ´Yo se Aleman´ wurden wir gleich weiter-gewunken, denn die Chilenen gelten als traditionell deutschfreundlich. Es gab aus Deutschland mehrere Einwanderungswellen. In den 30er Jahren fanden hier viele Verfolgte des NS-Regimes eine neue Heimat. Ende der 40er Jahre waren es dann die Verfolgten durch die Alliierten. Auch nach dem Ende des Kommunismus verbrachte der letzte deutsche Diktator Erich Honecker seinen Lebensabend in Chile. Die deutschfreundliche Haltung zeigte sich auch im 2.Weltkrieg. Aus Opportunismus gegenüber den USA erklärten 1945 fast alle südamerikanischen Staaten Deutschland den Krieg. Nur wenige Staaten widerstanden dem Druck. Chile hat seine Kriegserklärung 1945 lediglich gegenüber Japan abgegeben.

Auf dem Weg in den Norden sahen wir über dem Meer den gefürchteten Küstennebel, der zwar am Strand für ein angenehmes Klima sorgt, aber für die Sonnenfinsternis eine Gefahr sein könnte.

In LaSerena angekommen wurde zunächst an unserer Unterkunft gestoppt um das Gepäck auszuladen. Dort wohnhafte Freunde eines Bekannten hatten ihr Ferienhaus zur Verfügung gestellt.

Nach einem kurzen Hallo ging es gleich weiter zum Observatorium Cerro Tololo. Nur zwei Tage vor der Finsternis war es noch gelungen Karten für eine Führung zu bekommen. Der Cerro Tololo ist etwas über eine Stunde Autofahrt von LaSerena entfernt. Die Strecke durch das Tal des Elqui-Flusses ist als ´Ruta de las Estrellas´ ausgeschildert.

Neben dem Cerro Tololo befinden sich hier zahlreiche weitere Großobservatorien. Einige der Sternwarten konnten wir vom Cerro Tololo aus auf den Nachbar-Bergen erkennen. Auf dem 10 km entfernten, rund 500 Meter höheren Cerro Pachòn steht mit dem Gemini-South ein 8,1m Teleskop zur Verfügung. Gleich daneben befindet sich das 4,1 m Southern-Astrophysical-Research-Telescope. 


Das Gemini-South ist eines der jüngsten Großteleskope der Region. Der Cerro-Tololo war dagegen das erste Großteleskope auf der Südhalbkugel das die 4m Klasse erreichte. Es wurde 1976 fertiggestellt und war bis 1998 das größte Gerät der südlichen Hemisphäre. 

Am Teleskop fanden während unseres Besuchs Wartungsarbeiten statt. So konnte unser Führer einige Dinge demonstrieren die im wissenschaftlichen Betrieb nicht möglich sind.

Die Zahl der Besucher war sehr groß, dennoch war es gut möglich sie alle auf der Kuppelgalerie zu verteilen. Die Galerie ist beweglich und lässt sich um das Teleskop rotieren. Die Kuppel selbst ist nicht daran gekoppelt. Während sich das Teleskop in allen Achsen bewegte, setzte sich zugleich die Galerie in Gang und zusätzlich öffnete sich der Kuppelspalt. Neben dem Spalt wurden auch seitliche Lüftungsschlitze aufgefahren die ansonsten zum Schutz vor Staub stets geschlossen sind. 

Die Kuppel hat ein Gewicht von über 600 Tonnen während das Teleskop etwa 60 t wiegt. Von den 60 t ist das schwerste Einzelteil der Hauptspiegel dessen Masse mit 16 t angegeben wird. 


I.d.R. wird das Teleskop tagsüber mit einer Klimaanlage gekühlt. Der Kühlturm war neben dem Gebäude zu erkennen.  Für Arbeiten am Sekundärspiegel kann mit einer Seilwinde ein Transportkorb durch die Kuppel bewegt werden. 

An der Oberseite des Teleskops sind kleine Scheinwerfer zu sehen. Sie dienen zur Ausleuchtung der Flatfields für die an 2 Stellen der Kuppel passende Projektionsflächen montiert sind.

In den Computerräumen waren neben modernen Displays auch alte Schaltpulte zu sehen die an das Raumschiff Enterprise aus den 70er Jahren erinnerten. Während des Vortrags wurden einige bedeutende Entdeckungen des Teleskops vorgestellt. So gelang hier der entscheidende Nachweis der Dunklen Energie anhand einer weit entfernten Supernova, was 2011 mit dem Nobelpreis gewürdigt wurde.

Neben dem großen 4m Spiegel durften wir uns auch das zweitgrößte Teleskop mit 1,5m Spiegeldurchmesser ansehen. Bei diesem klassischen Gerät sind noch Leitrohre vorhanden.



Die Rückseite des Gerätes wurde noch für Plattenkameras ausgelegt.

Der Cerro Tololo lag recht zentral in der Finsternislinie. Für den Sofi-Tag waren mehrere Hundert Gäste zugelassen. Einige Besucher installierten schon am Vortag ihre Teleskope und blieben über Nacht. 

Westlich des Cerro Tololo liegt der pazifische Ozean der vom Observatorium aus gut zu sehen ist. 

Die Sonne ging im Meer unter. Einen Green-Flash sahen wir dabei leider nicht, doch über dem Wellenkamm bildete sich eine feine Perlschnur die langsam verblasste. 

Wie in den Subtropen üblich, wurde es am Abend schnell dunkel. Im Zenit wurde eine sehr helle Milchstraße sichtbar. Am Horizont gab es jedoch Luftfeuchtigkeit und das 80km entfernte LaSerena erzeugte einen deutlich sichtbaren Lichtdom. Der Cerro Tololo ist etwa 3000m hoch und im Zenit gibt es kaum Feuchtigkeit. Vom Streulicht LaSerenas ist dort nichts zu erkennen.

Der Tag vor der Finsternis war entspannt. Die Ausrüstung konnte nochmal in Ruhe getestet werden. Am Vormittag gab es einen Ausflug an den Strand von LaSerena. Dort ist das Wahrzeichen der Stadt zu sehen. Der in den 50er Jahren gebaute 28m hohe Leuchtturm ist ein beliebtes Postkartenmotiv. 

Am Strand trafen wir zufällig die AME-Veranstalter Walburga und Siegfried Bergthal. Von ihnen erhielten wir nützliche Tipps für die Weiterreise in den Norden. Sie hatten in der Woche zuvor SanPedro und die Tatio-Geysire besichtigt.



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