Sonnenfinsternis
2019 XI
- An den Tatio-Geysiren
Die Caldera des Riesenvulkans
El Tatio befindet sich auf auf ca. 4.300
m Höhe
in einer abseits gelegenen Region 60km
nördlich von SanPedro. Das Gelände ist nur wenige
Kilometer von der bolivianischen Grenze entfernt und wird schon zum
Altiplano gezählt.
Unser Ziel war es eine Beobachtungsnacht mit dem Sonnenaufgang zu
kombinieren.
Daher fuhren wir die holprige Pisten-Strecke schon am Vorabend und
erreichen
noch vor Monduntergang unser Ziel. Auf dem Weg kamen wir an dem See
´Vado Putana´ vorbei der ebenfalls eine tolle
Beobachtungslokation gewesen wäre. Dort gab es zahlreiche
Wasservögel die in der Nacht kreischten. Der See war von
einem
fantastischen Bergpanorama
mit zahlreichen Vulkanen umgeben. Wir nutzten daher die Gelegenheit im
Mondlicht ein Panorama zu erstellen.
Wir
beobachteten den Krater etwa eine halbe
Stunde. In der Zeit nahm
die Aktivität deutlich zu. Wenn es ausreichend Zeit gegeben
hätte, wäre sicher spannend gewesen sich dem Berg zu
nähern.
Aus der ferne war eine Serpentinenstraße zu sehen die wohl
erst
in den letzten Jahren gebaut worden ist. Auf älteren Fotos
im Internet ist sie noch nicht zu erkennen.
Am Eingangstor der Tatio-Geysire gibt es einen gut ausgeleuchteten
Parkplatz,
den wir selbstverständlich gemieden haben. Statt dessen
suchten wir uns einige Hundert Meter entfernt ein schönes
Plätzchen, das den
Blick auf Geysire und Bergpanorama kombinierte.
Fotografiert wurde nur nebenbei. Die Extinktion war extrem gering. Eta-Carina stand während des Fotos weniger als 10 Grad über dem Horizont.
Der Untergang des Eta-Carina-Nebels erfolgte extinktionsfrei. Es wurde eine kleine Animation erstellt.
Hauptziel war in der Nacht die visuelle Beobachtung mit dem 8 Zoll Reisedobson. Auf dem Programm der Planetarische Nebel IC5150 im Kranich (Grus), Er wird gelegentlich als ´Südlicher Ringnebel´ bezeichnet. Anders als sein nördlicher Bruder ist IC5150 mit 12,5mag deutlich schwächer. Im 8 Zöller war der etwa 2 Bogenminuten große PN aber trotzdem gut zu finden. Der Ring war nur indirekt sichtbar. Auf dem ersten Blick schien der PN einen nahen Stern zu berühren. Das war jedoch eine Täuschung. Ein genaues Hinsehen zeigte zwischen Stern und PN eine klare Lücke.
Beobachtet
aber nicht gezeichnet wurde der
Pavo-Kugelsternhaufen.
Er ist der dritthellste GC nach 47-Tuc und vor M22.
Bei 41x war er schon gut aufgelöst und mit höherer
Vergrößerung kaum schöner da er relativ
wenige Sterne
besitzt.
Ein weiterer Kugelhaufen war M4. M4 ist einer der nächsten
Kugelsternhaufen
und kann entsprechend leicht aufgelöst werden. Zwischen M4 und
Antares steht
der kleine Kugelsternhaufen NGC6144. Er ist 3,5mag schwächer
als
M4,
ist aber trotzdem auflösbar. Bei genauen hinsehen, zeigt er
eine
ovale Form.
Vor ein paar Jahren wurde bei einem Besuch auf der
Südhalbkugel
der
Fornax-Dwarf mit einem 17 Zöller beobachtet und war ohne
Schwierigkeiten als diffuser Glow zu erkennen.
Diesmal stand der Sculptor-Dwarf auf der Zielliste. Auch er ist ein
sphäroides Zwergsystem mit geringer Flächenhelligkeit
das zur
Lokalen Gruppe gehört.
Trotz der idealen Bedingungen auf dem Altiplano war der Sculptor-Dwarf mit 8 Zoll kein leichtes Objekt. Sebastian sah ihn bei 46x zwar sofort, doch meine etwas schlechteren Augen mußten sich schon etwas quälen. Wir fertigten beide eine Zeichnung an.
Beide Zeichnungen zeigen im Bereich der 3 Sterne eine Aufhellung, die auf den Foto im POSS nicht sichtbar ist. Die Aufhellung wird durch Streulicht und 3 weitere Feldsterne im Zielgebiet verursacht worden sein. Die Sichtung des Sculptor-Dwarfs kann als eindeutig gewertet werten.
In der Nacht lief Sebastian immer wieder zu dem Geysiren um dort die Stimmung einzufangen. Der steinige Weg war nicht ungefährlich und so sparte ich mir den Geysir-Besuch bis zur Morgendämmerung.
Anders als am Yellowstone sind die Tatio-Geysire nicht gestreut sondern stehen in einem Feld dicht beieinander. Sie befinden sich auch nicht in einem Wald sondern in einer freien Wüstenlandschaft. In Kombination mit der umliegenden Vulkanlandschaft war der Sonnenaufgang noch beeindruckender als am Yellowstone. Das Gipfelglühen in der Morgensonne schuf eine besondere Stimmung. Einige Hundert Besucher verteilten sich auf dem Gelände und dienten als Maßstab für die Höhe der Dampfwolken.
Bei frostigen Temperaturen von bis zu -20
°C ist die
aufsteigende Dampf der Geysire am deutlichsten zu sehen.
Daher werden die Geysire i.d.R. am frühen Morgen besucht.
Ein Eintrittsgeld wird nur bis Sonnenaufgang erhoben, danach ist
der Zugang frei.
Von
110
eruptierenden Quellen wurden mehr als 80 als echte Geysire
identifiziert, davon sind über 30 andauernd aktiv.
Es handelt sich um das größte Geysirfeld der
Südhalbkugel und nach dem Yellowstone-Nationalpark und den
Dolina Geiserow auf Kamtschatka ist es das
drittgrößte der Erde. Das schwer erreichbare und
erst in den 40er Jahren entdeckte Geysirfeld von Dolina Geiserow wurde
am
3. Juni 2007 zu 2 Drittel von einer Schlammlawine verschüttet.
Ob die Tatio-Geysire dadurch den Sprung auf Platz 2 geschafft haben
ist noch unklar.
Am El Tatio befinden sich schätzungsweise 8 % der Geysire der
Welt. Die Wassertemperatur liegt wegen der großen
Höhe bei nur bei max. 86 °C
trotzdem sind Verbrühungen möglich und Touristen
sollten vorsichtig sein.
Jüngere Geysire waren eher flach, während
ältere
Exemplare einen Kegel aus Sedimenten abgelagert hatten.
Gleich neben den Geysiren war das Wasser schon gefroren. Feuer und Eis lagen also dicht beieinander.
Unter
den
Besuchern befand sich auch unser Münchener
Sternfreund Statis
Kafalis.
Am
Rand der
Geysire existiert ein natürliches Badebecken, in
dem warmes und kaltes Wasser zusammenfließen.
Als sich nach Sonnenaufgang die Touristen verzogen
gönnten wir uns zum Abschluss der gelungenen Beobachtungsnacht
ein halbes Stündchen in diesem Hotpot und genossen aus dem
warmen Wasser heraus den Anblick des Vulkan-Panoramas.
Das
Thermometer im Auto zeigte eine
Lufttemperatur von 4 Grad. Trotzdem
war es in der Sonne gut auszuhalten. Auf dem Tacho standen 2965km. Wir
hatten
in Santiago den Wagen mit einem Kilometerstand von 60km
übernommen.
Nach 2905 km erreichten wir
an den Tatio-Geysiren den
nördlichsten Wendepunkt
unserer Reise. Vom nun an ging es wieder zurück in den
Süden.