Sonnenfinsternis 2006
Sofi im Land der Pharaonen (7)
Durch die Wüste zu den Oasen
Weil wir uns zur Sonnenfinsternis schon im westlichsten Zipfel Ägyptens befanden,
war es naheliegend sich im weiteren Verlauf der Reise eher an den dortigen Sehenswürdigkeiten
zu orientieren. Während im Süden Abu Simbel, Luxor und Theben zu den Standardzielen jeden
Ägyptenurlaubs gehören, stehen die westlichen Ziele mit Alexandria, der Wüste und den Oasen
eher selten auf dem Programm. In Ägypten gibt es 4 größere Oasen mit mehr als 20000 Einwohnern.
Der Rest ist wesentlich kleiner und kann oft nur einige Hundert Menschen ernähren. Daneben gibt
es auch zahlreiche Oasen die heute verlassen sind, weil sich im Laufe der Jahrhunderte der Boden
verschlechterte oder der Salzgehalt des Wassers zugenommen hat. Die großen Oasen sind seit
jedoch seit Jahrtausenden kontinuierlich besiedelt und daher für Archäologen besonders interessant.
Relikte aus vergangenen Zeiten erhalten sich in der Provinz oft besser als im Zentrum des Geschehens.
Die Oasen haben oft große, gut erhaltene Gräberfelder. Auch von den antiken Tempeln ist noch einiges
zu sehen. Die bekannteste Oase ist Siwa.
Bei der Fahrt von El-Sallum nach Siwa begann die Dämmerung. Über den Minenfeldern
des 2. Weltkriegs sahen wir den Erdschatten herannahen.
Eine Stunde später konnten wir ein prachtvolles Zodiakallicht bewundern.
Siwa wurde erst im 6. Jahrhundert v.Chr. entdeckt, erreichte jedoch als
Orakelstätte bald große Berühmtheit. Nachdem einer der Orakelsprüche beim persischen König Missfallen
erregte, sendete dieser eine 50000 Mann starke Armee aus um die Oase zu zerstören. Die Armee verirrte
sich jedoch in einem Sandsturm und hat bis heute nicht ihren Weg nach Siwa gefunden. Spätestens seit
diesem Ereignis glaubte man die Oase in einer besonderen Gunst der Götter. Große Staatsmänner
suchten den Wüstenort auf, um sich von den weisen Priestern beraten zu lassen. Der bekannteste
Besucher ist sicherlich Alexander der Große, der sich im 3. Jahrhundert v.Chr. dort als Sohn des
Zeus-Amun und rechtmäßigen Pharao bestätigen ließ. Nach Alexanders Tod riß sein General
Ptolemäus in Ägypten die Macht an sich und gründete eine eigene Dynastie. Im 4 Jh. v.Chr.
waren die Pharaonen mit Siwa besonders verbunden und stifteten zahlreiche neue Bauten.
So sind die heute noch sichtbaren Reste des Zeus-Amun-Tempels und des Orakel-Tempels aus dieser Zeit.
Die bescheidenen rest des Zeus-Amun-Tempels
In den Oasen gab es keine Steinbrüche und auch keinen lehmigen Nilschlamm. Als
Baumaterial gab es daher weder Bruchstein noch Ziegel. Die Oasenbewohner verwendeten
statt dessen eine Mischung aus Sand und Salz. Ende des 19´ten Jahrhunderts wurden die
ersten Straßen gebaut. Dadurch war es möglich Baumaterial in die Wüste zu schaffen. Seit
dieser Zeit wird mit Stein gemauert. Die alten Gebäude wurden nach und nach aufgegeben
und sind verfallen. Das Sand-Salz-Gemisch ist nicht Wasserbeständig. In den letzten 100
Jahren gab es in Siwa 3 große Regenfälle, die die Altstadt in eine Trümmerlandschaft
verwandelt haben. Im Zentrum gibt es einen Aussichtspunkt, der nach einer 20-minütigen
Klettertour erreicht werden konnte. Von dieser Stelle bot sich ein grandioser Blick auf das Ruinenfeld.
Die verfallene Altstadt Shali
Auch der 2000 Jahre alte Orakeltempel war teilweise aus Sand und Salz erbaut. Der zentrale
Bereich war jedoch schon damals aus importierten Kalkstein errichtet worden.
Der Orakeltempel von Siwa
Hier stand Alexander der Große um sich als König
von Ägypten ausrufen zu lassen
Die renovierten Tempeldecken sind aus Holzbalken gefertigt und erinnern an
die steinernden Stilelemente aus Sakara.
Der Transport zu den Sehenswürdigkeiten erfolgte per Eselkarren.
In Siwa ist der Esel durchaus noch ein gängiges Verkehrsmittel. Die Esel werden nicht geschont.
Dort wo sie geprügelt werden sind sie teilweise schon ganz abgewetzt.
Auf dem Weg zum Totenberg war für kurze Zeit ein menschlicher Albino zu sehen. Der
etwa 12 jährige Junge stach mit seiner weißen Haut aus der Menge heraus.
Nördlich der Oase befindet sich der Berg Gebel el-Mawta der über Jahrhunderte als
Begräbnisstätte genutzt wurde. Von ihm aus gibt es einen weiten Blick über die
Oasenlandschaft. Die Oase scheint rundherum von einem Gebirge umgeben zu sein.
Doch dieser Eindruck täuscht! Tatsächlich ist die Oase eine Bodensenke innerhalb
einer Hochebene. Der tiefste Punkt in Siwa liegt etwa 17 Meter unter dem Meeresspiegel!
An diesem niedrigen Punkt sammelt sich das spärliche Wasser das in den Jahrhunderten
auf die weite Hochebene regnet und schießt in mehr als 2000 Quellen aus dem Boden.
Der Gebel el-Mawta ist von zahlreichen Gräbern durchlöchert.
Vom Gebel el-Mawta hat man einen weiten Blick über die flache Senke der Oase
bis zum umgebenden Hochplateau.
Das Wasser begünstigt alle Arten von Leben. Nicht nur erwünschte Lebewesen gibt es
in der Oase. Durch ein Loch in der defekten Klimaanlage kamen in der ersten Nacht
Hunderte von Mücken, die kräftig zugestochen haben. Die Gekkos die Im Hotel an
den Wänden hockten konnten den Bestand nur unwesentlich dezimieren.
Abstieg zum Felsengrab des Karit el-Mussabberin
Im Gebel el-Mawta gibt es einige gut erhaltene Grabstätten aus der Zeit zwischen
600 v.Chr. und 200 v.Chr. Auch die Römer haben die Gräber teilweise genutzt und
in den vorhandenen Kammern eine Zweitbelegung durchgeführt. Das schönste der
Gräber zeigt neben mythologische Darstellungen an den Wänden eine reich
ausgemalte Decke mit Sternen und einer Totenbarke auf der die Göttin
Nephthys und der Zeitgott Chrons zu sehen sind.
Totenbarke mit der Göttin
Nephthys und dem Zeitgott Chrons
Falkendarstellungen mit Sternenhintergrund
Die Sterne werden von der Göttin Nut verschlungen und als Morgensonne neu geboren. -
Auf dem Foto sind links nur ihre Füße zu sehen.
Auch die alten Ägypter kannten schon das Essbesteck. Auf diesem
Wandgemälde ist das Fabelwesen ´It´ zu sehen, das die Herzen der
Sünder verspeiste. Nur die Herzen der guten Menschen, die auf der
Sündenwaage leichter wogen als eine Feder, wurden verschont.
Das Krokodilgrab war im Vergleich eher bescheiden.
Von Siwa aus ging die Reise fast 600 km durch die Wüste zur Oase Baharija.
Unser erfahrener Rallyefahrer Machmut heizte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von 120 km über die zeitweise kaum erkennbare Piste. Unterwegs gab es in der
Wüstenlandschaft einiges zu sehen. Bizarre Berge und Dünnen fesselten den Blick.
Über den Kämmen der Dünen sah man bei Wind eine Fahne aus Sand.
Der Sand in der Sahara sieht ganz anders aus als der Sand in der heimischen Kiesgrube.
Statt einheitlicher gelber Kristalle gibt es ein Gemisch unterschiedlichster Mineralien
die über tausende von Kilometern durch die Wüste geweht wurden.
Ein Off-Road-Abstecher führte zu der verlassenen Oase Bahrain. Bahrain bedeutet
auf arabisch ´Zwei Seen´. Da jedoch die Araber Zahlwörter hinten anfügen, steht
´Bah´ für See und ´Rain´ für 2. Der Namensursprung des Zwergstaates im Persischen
Golf dürfte identisch sein.
Die Oase der 2 Seen wurde aufgegeben als der langsam versalzende Boden seine
Bewohner nicht mehr ernähren konnte. Die Toten sind jedoch zurückgeblieben.
An einer Steilwand waren zahlreiche Schachtgräber zu sehen. Vor der Wand gab
es einen Sandhügel in dem sich die Reste zahlreicher menschlicher Skelette fanden.
Knochenreste vor den Grabkammern von Bahrain.
Vom Rande des Hochplateaus waren beide Seen zu erkennen. Das Foto zeigt den
nördlichen See. Die Pflanzen am Westufer sind schon teilweise von den
Wanderdünen verschluckt.
Die nächste Rast wurde an einem Berg mit versteinerten Muscheln eingelegt.
Der Berg war nur ein Erosionsrest. Im Umfeld war der Boden komplett mit
freigelegten Muscheln bedeckt. Beim Spaziergang über das Muschelfeld
klickte der Untergrund wie zerbrechendes Porzellan.
Muschelberg auf dem Weg nach Baharija
Die Muschen gab es in offener und geschlossener Form
Die folgende Nacht verbrachten wir in der Oase Baharija. Sie hat fast 50%
mehr Einwohner als Siwa ist aber außerhalb Ägyptens weit weniger bekannt.
So stellt man sich eine Oase vor
Ähnlich wie Siwa befindet sich das Quellgebiet in einer Bodensenke. Das
Wasser durchläuft jedoch vulkanisches Gestein richt etwas nach
Schwefelwasserstoff und ist sehr heiß.
Blick auf die Senke von Baharija
und eine der zahlreichen heißen Quellen
Unser Hotel hatte einen kleinen
Pool. Die Temperaturen des gesundheitsfördernden Wassers erlaubten
jedoch nur ein kurzes Badevergnügen.
Am Abend wollten wir von einem
nahen Hügel aus den Sonnenuntergang beobachten. Doch ein beginnender
Sandsturm trübte den Blick. Während der Nacht flaute er wieder ab, so das
nach dem reichhaltigen, von Beduinenmusik begleiteten Abendessen wieder
einige Sterne zu sehen waren. Am nächsten Tag war der Himmel wieder strahlend
blau. Im Zentrum der Oase besuchten wir den Hügel El-Qasr. Hier haben wichtige
Denkmäler aus der späten Pharaonenzeit die Zeiten überstanden.
Eingang zum Grab des Banentiu
Das exzellent
erhaltene Grab des reichen Weinhändlers Banentiu zählte zu den Höhepunkten
der Reise. Der Zugang führte durch einen steilen etwa 10m tiefen vertikalen Schacht
und ein winziges Mauerloch. Dahinter gab es mehrere Kammern mit sehr gut erhaltene
Wandmalereien. Unser Führer konnte daran die komplette ägyptische Totenmytologie
erläutern. Leider war das Fotografieren wieder einmal verboten, so dass nur 2 Postkarten
einen kleinen Eindruck geben.
Die Lady in Red auf der linken Seite ist die Göttin Hathor. Rechts daneben mit
blauer Haut der Gott Anubis gefolgt von Isis und dem falkenköpfigen Horus.
Die Dame mit dem Stuhl auf dem Kopf soll die Göttin Nephtys darstellen, eine Schwester der Isis.
Auf einem Boot wird während der Nacht die Sonnenscheibe durch die Unterwelt gefahren.
Die Sonne spendet Leben in Form der Anch-Zeichen die von ihr herunterströmen.
Unweit des Felsengrabes steht der Apiestempel. Er wurde in den letzten Jahren restauriert
und zeigt im Innern Reliefreste mit altägyptischen Göttern.
Im Apiestempel hat sich die blaue Farbe des Gottes Anubis erhalten. Alle Götter tragen ein
lebenspendenes Anch-Zeichen in der Hand.
Ende der 90´Jahre wurde unweit der Oase ein großer Friedhof mit Mumien aus der
griechisch-römischen Zeit entdeckt. Einige von Ihnen waren mit Goldmasken geschmückt
und werden heute in einem kleinen Museum ausgestellt.
Museum der goldenen Mumien
Auch im Museum der goldenen Mumien war wieder das fotografieren
verboten, doch in einem nahen Souvenirladen gelang ein Schnappschuss aus einem Buch in dem
die Geschichte der Goldmumien erklärt wurde.
Unser Führer in der Wüste: Tarek Rabei
Wir danken für die exzellente Betreuung!