Komet C/2006 M4 SWAN




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Auf dem obigen Foto vom 20.10 hatte der Komet Swan noch etwa 6,2 mag. Doch am 24.10.2006 gab es einen überraschenden Ausbruch. Die Helligkeit verfünffachte sich innerhalb weniger Stunden. Gleich nachdem die Meldung von Daniel Fischer über das Internet kam bin ich zur Sternwarte gestürzt um noch schnell einen Blick auf den ´Ausbrecher´ zu erhaschen. Er stand nur noch 3 Grad über dem Horizont, konnte aber trotzdem im Teleskop gesehen werden. Dabei lag die Position direkt über dem Zentrum von München! Eine Helligkeitsschätzung war natürlich nicht möglich, doch das er so horizontnah noch sichtbar war, ließ auf einiges schließen. Sternfreund Peter Stättmayer machte folgende Aufnahme am 25.10. mit einer Flatfieldkamera und einer EOS 20 DA. Es ist ein Komposit aus 8 Bildern mit jeweils 40 sek.
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Am Abend des 26. gab es eine kleine Exkursion in das münchener Umland. Bei guten Himmel konnte SWAN beobachtet und fotografiert werden. Leider ist erst zu spät aufgefallen, dass die als Standort gewählte Wiese grade gedüngt worden war. Auf dem Gras gab es überall kleine braune Güllespritzer, die sich mit der Zeit auf Kleidung und Gerät übertragen haben. Der Blick auf den Kometen war jedoch eine mehr als angemessene Entschädigung! Im 20x60 ging der gut definierte Schweif durch das komplette Gesichtsfeld. Die visuelle Länge lag bei mind 3,5 Grad! In der runden Koma war ein schöner False Nucleus zu sehen. Zwischen Schweif und Koma war ein leichter Farbunterschied zu erahnen. Die Helligkeit wurde auf ca. 4,6 mag geschätzt. Als erstes wurde der Komet mit einem 50mm Normalobjektiv aufgenommen, damit der Schweif noch auf den kleinen Watec-Chip passte.
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Die fotografische Länge auf dieser Aufnahme beträgt mind. 4,5 Grad.
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Dann wurde ein 200mm Teleobjektiv angeschraubt. Damit ließen sich zahlreiche Details herausarbeiten.
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Aus einer zeitgleichen Farbaufnahme von Peter Stättmayer wurde der Farbauszug via LRGB auf die per Watec gewonnene Schwarzweißaufnahme kopiert
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Aus den Aufnahmen konnte eine Animation erstellt werden. Das folgende Animated-Gif kombiniert 4 nacheinander geschossene Einzelbilder mit je 20 min Belichtungszeit.
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Auf den ersten beiden Bildern ist die Bewegung im Schweif besonders gut zu erkennen.
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Anders als vor dem Ausbruch ist vom Staubschweif nichts mehr zu sehen. Durch Anwedung eines Larson-Sekania-Rotationsradienten gelang es zwar an der passenden Stelle einen winzigen Stummel herauszuarbeiten, doch das Signal kann nicht als eindeutig bezeichnen werden.
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Parallel fotografierten an der Sternwarte die Vereinskollegen Josef Huber und Tobias Lindemann den Kern des Kometen:
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Nach etwa einer Woche war die Helligkeit des Kometen wieder deutlich zurückgegangen. Bei zunehmenden Mond entstand die folgende Kernaufnahme. Der False Nukleus hat eine längliche Form. Eine ähnliche Form war bei der Komponente B des Kometen Schwassmann-Wachmann-3 kurz vor einer Fragmentabspitterung zu beobachten.
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Die Kernaufnahme vom 16.11.06 zeigte in etwa 5 Bogensekunden Abstand eine kleine Aufhellung. Da diese Aufhellung auf 2 nacheinander entstandenen Serien sichtbar war, konnte ein Artefakt sicher ausgeschlossen werden. Durch Nachfrage auf den NAA-Listen kam heraus, das dieses Fragment schon einige Tage zuvor von den Profis entdeckt worden war.
Folgende Nachricht erschien im Electronic Telegram No. 738 des Central Bureau for Astronomical Telegrams:
COMET C/2006 M4 (SWAN) Z. Sekanina, Jet Propulsion Laboratory, California Institute of Technology, writes that a preliminary inspection of the astrometric observation of C. E. Woodward et al. from Nov. 7 of a detached-coma feature (cf. IAUC 8772), suggests that this is a compact cluster of sizable nucleus fragments, released from the primary at the time of a recent outburst (IAUC 8766). The cluster, rather than a single fragment, is implied by the feature's reported elongation along the offset vector, reminiscent of similar episodes experienced recently by comet 73P's nuclei B, G, and others. Assuming, tentatively, 2006 Oct. 23.9 UT for this event's onset time, the observed offset fits the modeled separation distance perfectly and leaves a residual of 3 degrees in the position angle, well within observational errors. The derived effective differential nongravitational deceleration, (69 +/- 4) x 10**-5 units of the sun's gravitational acceleration, implies that the cluster is a short-lived phenomenon, observable for a few weeks at the most. The cluster's predicted separation distances and position angles, relative to the primary nucleus (0h TT, equinox 2000.0), are: 2006 Nov. 11, 5", 39 deg; Nov. 21, 9", 35 deg; Dec. 1, 13", 31 deg; Dec. 11, 17", 27 degrees. [...]

Demnach handelt es sich um ein kurzlebiges Phänomen, das durch Absplitterung einer Teilchenwolke entstanden ist.





Eine weitere Aufnahme vom 3.12.2006 zeigte die Aufhellung nicht mehr
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