Internationale
Meteortagung in Soest/Niederlande 2025
Die Internationale Meteor-Konferenz (IMC) ging 2025 in die 44. Runde.
Sie ist das jährliche Treffen der IMO, die Amateure aus der
ganzen Welt zusammenbringt, die sich mit den Themen Meteorbeobachtung,
Analyse und Instrumentierung beschäftigen.
Diesmal waren 82 Teilnehmer vor Ort. Dazu kommen 52
Online-Teilnehmer
also zusammen 134.
Die Anreise erfolgte schon am Tag zuvor, so das es am Abend noch einen
Spaziergang zu Soest bekanntester Sehenswürdigkeit gab.
Die Sanddünen von Soest
(Niederlande: Soester Duinen) sind ein Naturschutzgebiet in der
niederländischen Provinz Utrecht. Das Gebiet zeichnet sich
durch ausgedehnte Sandverwehungen aus, die Teil des nördlichen
Randes des Utrechter Bergrückens sind.
Ähnlich wie in der Lüneburger Heide entstand die
Landschaft durch Abholzung
und Überweidung im Mittelalter. Seit der Eiszeit hatte sich
nur
eine dünne Ackerkrume gebildet die rasch erodierte
und den Sand freigab.
Vereinzelt sind auch Heideflächen
zu sehen.
Gestartet wurde schon
am Mittwoch
mit einem ganztägigen Radioastronomie-Workshop.
In diesem Jahr konzentrierte sich der Radioworkshrop
hauptsächlich auf Kopfechos.
Schnittmengen zur visuellen Beobachtung waren interessant.
Auch der gesellige Teil kam beim Radioworkshop nicht zu kurz.
Der halbtägige Spektroskopie
Workshop war tatsächlich
ein Workshop der auf das ´Selbermachen´
ausgerichtet war.
Es wurde ein einfaches Spektroskop zusammengebaut und dabei konnte man
Erfahrungen mit verschiedenen Gittern sammeln.
Der Nachmittag war frei und wurde zum
Besuch
des
Militärmuseums genutzt.
Am Rande der Soester Dünen gibt es ein
Militärsperrgebiet das auch heute
noch genutzt wird.
An dieser Stelle entstand 1917 der erste
Militär-Flughafen der Niederlande.
Das Militärmuseum konzentriert sich folglich im Schwerpunkt
auf Flugzeuge,
aber auch zahlreiche Panzer waren zu sehen.
Historisch (und kriegstechnisch) beginnt
die
Sammlung beim
80-jährigen
Krieg, der mit der Unabhängigkeit von den katholischen
Habsburgern und
dem Westfälischen Frieden 1648 endete.
Zwischen 1815 und 1939 herrschte in den
Niederlanden Frieden und das
Land konzentrierte sich auf den ´Ausbau´ seiner
Kolonien.
Die Kolonialkriege und der Krieg in Indonesien gegen Japan
werden daher auch thematisiert.
Das meiste Kriegsgerät stammt aus
dem 20 Jh.
Im ersten Weltkrieg waren die Niederlande neutral,
belieferten aber beide Seiten mit Waffen.
Als bestes ´deutsches´ Flugzeug im WKI galt
die niederländischen Fokker D-7.
Interessant waren frühe Kleinpanzer und ein US-Sherman-Panzer
aus dem WKII.
Während
es in Deutschland keine V2 mehr gibt, hat sich hier
ein Exemplar
der ersten Großrakete erhalten.
Das in Soest der erste niederländische Flugplatz gebaut wurde,
beschäftigen sich die meisten Ausstellungsstücke mit
der Luftfahrt.
Am Donnerstag Abend gab es einen
interessanten Vortrag zu
Planetarischen Scheiben
um Exoplaneten
Die eigentliche Tagung begann dann am
Freitag.
Das Thema war der ersten beiden Sessions war Meteorströme.
Bilder eines Leoniden-Meteorclusters wurden von Pavel Koten
wissenschaftlich aufbereitet.
Per Simulation ließ sich gut zeigen, dass der Cluster kein
Zufallsprodukt ist. Mit plausiblen Annahmen konnte man auch sein Alter
bestimmen. Tau-Herculidencluster mit
40 Meteoren.
Auf die Mittagspause wurde verzichtet um die
Ausrüstung
für die Venusbedeckung aufzubauen. Infos dazu gibt es unter:
https://www.astrode.de/9ve19j25.htm
Interessant waren die Postersession und Anschauungsmaterial zu
Mikrometeoriten.
Am Samstag gab es Vormittags weiteres
Tagungsprogramm.
Das Thema
der Sessions 5 und 6 lagen bei der Asteroidenabwehr und im Technischen
Bereich. Detlef Koschny berichtete über den ersten
Asteroiden der das
Alarmsystem triggerte.
Aktuell geht man davon aus der etwa 60m große Kleinplanet am
22.12.2032 gegen 15 Uhr UT mit ca. 13 mag am Mond
vorbeiziehen wird. Die Geschwindigkeit liegt bei etwa 4
Bogenminuten pro Zeit-Minute.
Ein Einschlag auf dem Mond hat eine Restwahrscheinlichkeit von immerhin
4%!
Optimal sichtbar ist der Transit gegen 16 Uhr in Ostasien oder
Hawaii. In Deutschland wäre der Mond leider unter
dem Horizont.
Sirko Molau sprach über neue
bauliche
Veränderungen an der Allsky-7+.
Am Nachmittag ging der Tagungsausflug
nach Utrecht.
Utrecht ist die viertgrößte Stadt der Niederlande
und besitzt die größte Universität.
Das erste Ziel war das Spieluhrmuseum in dem mechanische Musikautomaten
vorgeführt wurden.
Die Spieluhren entstanden 18 Jh. als
Spielzeug für
die Oberschicht.
Im 19 Jh. wurden große Spielautomaten gebaut um
Gastwirtschaften und Tanzsäle zu bespielen.
In den 1920er Jahren gab es eine letzte Blütezeit der
nun voll entwickelten Orchestrions zur Untermalung
der Stummfilme.
Mit der Entwicklung des Tonfilms und der Schallplatte
war die Zeit der Musikautomaten vorbei.
Einzelne Exemplare überlebten als Kirmesattraktion.
Gut funktionierte die Mechanisierung beim Klavier und Orgel.
Schwierig waren Saiteninstrumente zu mechanisieren.
Besuch des Spieluhrmuseums
in Utrecht bei der IMC-2025
https://youtu.be/a-oLN0NlaNE
Nach dem Spieluhrmuseum
konnte man frei die Stadt besichtigen.
Der Turm des Doms ist der höchste
Kirchturm im Land
und entspricht mit 112m der Mondrakete Saturn-5.
Das Mittelschiff der Kathedrale stürzte im 17 Jh. ein
und wurde abgetragen. Heute stehen nur noch Querhaus
und Chor.
Leider gab es wegen eines Konzerts keinen
Zutritt.
Ersatzweise wurde die Katharinenkirche angeschaut.
Das Gebäude der heutigen Bistumskirche ist zwar
mittelalterlich,
doch die Ausstattung ist komplett aus dem 19.Jh.
Weiter ging es zum
Sonnebourg-Observatorium.
In der alten Universitätsstadt wurde schon früh
eine Sternwarte gegründet.
Das heutige Gebäude steht auf einer Bastion aus dem 17 Jh.
Im Bereich der Sternwarte wird dem
Besucher
eine Reihe astronomischer
und meteorologischer Geräte präsentiert.
Über einen Coelostat wird das
Sonnenlicht direkt in den
für Besucher zugänglichen Sonnensaal gelenkt. Mit
diesem Gerät wurde 1940 der Utrechter Sonnenatlas erstellt,
der seinerzeit ein Resultat der Spitzenforschung war.
Im Nordturm
befindet sich, ebenfalls zur Sonnenbeobachtung, ein Lunt-Teleskop.
Im überkuppelten Ostturm sind ein
achromatischer
200-mm-Lichtenknecker-Refraktor VAF 200 und ein Celestron-14
Spiegelteleskop für die nächtliche Beobachtung von
Planeten und Nebeln untergebracht.
Dieses Gerät ist nicht Teil der üblichen
Führung und wurde ´exklusiv für
mich´ aufgeschlossen.
Aus dem Jahre 1863 stammt das
260-mm-Teleskop der Firma Steinheil, 1888
ausgestattet mit einem Objektiv der Firma Merz, im Südturm des
Observatoriums.
Zwischen Nord- und Südturm befindet
sich der Meridiansaal,
benannt nach dem hier aufgestellten Meridiankreis.
Das Museum besitzt zudem eine sehenswerte
alte Bibliothek.
Abends Lagerfeuer und BBQ:
Am Sonntag gab es die letzte
Vortragssession.
Sie beschäftigte sich mit Spektroskopie und Meteorphysik.
Vorgestellt wurde ein Avocado-Modell für die Ablation von
Maria Poprskrova und ein neues Modell für Persistent-Trains
von Nagatoshi Nagami.
Das Avocado-Modell will Meteorspuren mit doppelten Maximum
über einen
weichen Außenbereich erklären, geht aber im Modell
von sphärischen Meteoren aus und berücksichtigt
keine Rotation. Das Persistent-Trains-Modell von Nagatoshi Nagami geht
von festen Partikel in der Rauchspur von Feuerkugeln aus. - Das
fällt ein wenig in den Bereich Außenseiter-Theorie.
Zum Finale war Mitsingen beim IMC-Song angesagt: