Am 6.6.2012 gab es einen der seltenen Venustransite. Die Scheibe des Planeten Venus zieht dabei über die Sonne
hinweg. Diese Bedeckung zählt zu den seltensten Ereignissen der Astronomiegeschichte.
Der nächste Transit ist erst im Dezember 2117.
Venustransite gibt es immer im Doppelpack im Abstand
von 8 Jahren.
Der Venustransit 2004
war unter Idealbedingungen in Deutschland komplett beobachtbar.
Der Transit
2012 war geometrisch weniger günstig. Komplett beobachtbar war er nur im östlichen Pazifikraum
und horizontnah am Nordkap. Die besten Wetterprognosen gab es für Australien.
Die anderen Standorte hatten mit einer Bewölkungswahrscheinlichkeit von etwa 70% zu kämpfen.
In Deutschland wäre der Transit nur am Ende zu sehen gewesen.
Unsere Reise sollte zum
Nordkap führen. Es war geplant mit einem eigenen Fahrzeug den
Wolkenlücken hinterherzufahren. Das mehr als 1000m hohe Küstengebirge
wirkt wie eine Wetterscheide und es bestand Hoffnung das
es entweder östlich oder westlich davon einen Föhn-Effekt mit Wolkenlücken
geben könnte. Die Wolkenwahrscheinlichkeit war mit 70% angegben. Doch auf dem zweiten Blick waren die Chancen gar nicht so schlecht. Das Wetter ist am Nordkap sehr wechselhaft. Da wir mit Ein- und Austritt 2 Chancen hatten und statt 2 Stunden den Transit fast 7 Stunden lang beobachten konnten, lag die Warscheinlichkeit irgendwas zu sehen bei mehr als 60%
Vorab waren die Wetterprognosen sehr unsicher. Die folgende Simulation
entstand eine Woche vor dem Transit, doch genaues konnte man zu dieser
Zeit nicht sagen.
Zum Transitzeitpunkt waren dann die Bedingungen besser als
erwartet. Der Himmel über den Nordspitzen von Finnland, Schweden
und Norwegen war komplett frei. Nur direkt am Nordkap gab es einen
Wetterkrimi als der Wind überraschend von Südost auf Nordost drehte
und einige Wolken an die Küste drückte. In Deutschland gab es fast
überall Wolken.
Unsere Position lag
nahe der Stadt Alta bei N 70:28:33,9 und E 24:51:25.
Zum Ende des
Transits wurden wir von den Wolken eingeholt, doch mehr als 80% des
Transits konnten wir erfolgreich beobachten.
Unser Primärziel war die Venus vor der Mitternachtssonne zu sehen
und dieses Ziel wurde perfekt erreicht. Zu Beginn der Beobachtungen war
der Himmel nahezu wolkenlos. Der tiefste Punkt der Sonnenbahn sollte an
unserem Standort um 0:19 MESZ erreicht werden. Die Sonne stand zu
dieser Zeit 3,4 Grad über dem Horizont.
Umgeben
war unser Platz von einer mit niedrigen Birken bestandenen
schneebedeckten
Sumpflandschaft. Zum Glück war es für die Mücken noch zu kalt. Dank
warmer Kleidung konnte uns die Kälte wenig anhaben. Für eine schöne
Laut-Kulisse sorgen die balzenden Schneehühner. Gelegentlich hoppelte
auch ein Schneehase vorbei.
Aus den Bildern mit der Polarsonne wurde eine kleine Animation erstellt.
Noch etwas besser gelang die gleiche Animation Andreas Woost
Aus dem kleinen Bogen der Serienaufnahme kann man schon auf den 134
Grad großen Vollkreis schließen, den die Sonne durchläuft ohne den
Horizont zu berühren.
Der niedrige Sonnenstand hatte ein schlechtes Seeing und eine starke
Refraktion zur Folge. Die Transparenz war jedoch zum Beginn exzellent
und daher wurde versucht den Eintritt im H-Alpha aufzunehmen. Die
Strukturen sind bei dieser Wellenlänge sehr viel größer und bieten dem
Auge Fixpunkte. Zudem spielt bei einer einzelnen Wellenlänge die
Refraktion keine Rolle und das Seeing sollte bei einer hohen
Wellenlängen etwas besser sein. Die folgende Animation ist ein Mosaik
aus Single-Shots und verdeutlicht die extremen Seeingprobleme.
Die Refraktion verformte die Sonne zum Ei, was bei einer Drehung um 90 Grad gut zu erkennen ist.
Bei schlechten Seeing zeigt das Programm Avistack seine Stärken. Nach
der Addition von einigen Hundert Bildern kam die Sonnenoberfläche im
H-Alpha klar heraus.
Im visuellen Bereich verfolgte Andreas Woost den Eintritt und verarbeitete ihn
zu einem Video
Mit zunehmenden Horizontabstand wurde das Seeing immer besser und die
Venus wanderte an interessanteren H-Alpha-Strukturen vorbei.
Der Lomonosovring ist deutlich schwächer als die Oberfläche. 2004 war
er beim Ein- und Austritt wunderbar visuell zu erkennen. Diesmal
war die Situation schwieriger. Visuell konnte den Ring nur Jens
Briesemeister sicher identifizieren. Ich habe ihn in einem 90mm
Maksutov nur
grenzwertig im Ansatz erkennen können
Auch fotografisch war die Bearbeitung schwierig. Hinter der Venus lag
eine H-Alpha-Struktur die nach einer Kontrastverstärkung als heller
Punkt sichtbar wurde.
Das der helle Punkt nicht zur Venus gehört, zeigt seine ortsfeste
Position relativ zur Sonne. Auch nach dem Eintritt ist er abgelöst
links oberhalb der Venusscheibe zu erkennen.
Zum Ende des Eintritts scheint die Chromosphäre einen Bogen
vorzutäuschen. Doch um 0:15 gelang es auch den echten Lomonosov-Ring
abzulichten.
Die simulierte Lage der Venus läßt zu diesem Zeitpunkt einen Einfluss der Chromosphäre unwahrscheinlich erscheinen.
Zudem würde die Chromosphäre parallel zum Sonnenrand verlaufen und könnte keinen Bogen schlagen.
Beim Eintritt gab es einen deutlichen Tropfeneffekt der auf dem folgenden Video gut zu erkennen ist.
Nach der Beobachtung des Eintritts gab es erstmal ein entspanntes
Mitternachtsfrühstück. Zuvor haben wir vor lauter Aufregung nichts
essen können.
Nach dem Essen wurden die Kameras umgebaut. Dabei gab es Gelegenheit für einen Schnappschuss mit der Digiknipse.
Statt im H-Alpha mit der
DMK, sollte ab der Transitmitte im Visuellen mit der DSI-3 gearbeitet werden.
Dabei entstanden die folgenden Aufnahmen.
Zum Ende hin nahm die Bewölkung ständig zu. Die letzte Aufnahme
entstand als die Venus noch einen Durchmesser vom Rand entfernt war.
Beim Austritt war der Himmel fast komplett bedeckt.
Fazit: Der Transit verlief besser als erwartet. Trotz hoher
Wolkenwahrscheinlichkeit haben wir mehr als 80% gesehen. In der Summe
war die Reise ein voller Erfolg, zumal auch Elche, die
Mitternachtssonne, Rentiere, wilde Fjord-Landschaften, Schneehasen und
naturblonde Schwedinnen beobachtet werden konnten.
Doch noch war die Reise nicht zu Ende. Hier geht es