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Reise nach Norwegen im November 2012


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Höhenbestimmung aus 3-D Aufnahmen

Lange Zeit war die Höhe von Polarlichtern unbekannt. Im 19ten Jahrhundert galt es noch als sicher, daß ein Polarlicht unterhalb von Berggipfeln und Wolken sinken könnte. Selbst zwischen Häusern und Straßenzügen glaubte man Polarlichter gesehen zu haben. Eine Ursache dafür könnte in der mangelnden Abgrenzung des Begriffs Polarlicht gelegen haben. Für Menschen in früheren Zeiten dürfte es kaum von Elmsfeuern, Wetterleuchten und und Sumpfgasentzündungen unterscheidbar gewesen sein. Erste Hinweise auf eine Höhe von etwa 100km gab es aber schon um 1790 als Henry Cavendish erste visuelle Parallaxenmessungen durchführte. Cavendish war jedoch ein exzentrischer Privatgelehrter. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden zu Lebzeiten kaum veröffentlicht.

Die 3-D Bilder kann man auch nutzen, um die Positionen der Polarlichter genauer zu untersuchen. Die Technik ist analog zur Positionsbestimmung von Meteoren. Als Eingaben werden die Positionen der beiden Beobachter, die Uhrzeit und die Himmelskoordinaten des Polarlichts benötigt. Die Koordinaten lassen sich dabei mit einem Planetariumsprogramm aus den Positionen der Sterne ableiten.

Das erste brauchbare 3-D-Bild entstand in der Nacht vom 12. auf den 13.11.2011 um 1 Uhr MEZ.
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Diese Aufnahme wurde von Jürgen Michelberger verwendet um Höhen und Entfernungen von 10 markanten Punkten genauer zu bestimmen.
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Die Punkte ließen sich auf Anhieb überraschend genau bestimmen.
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Horizontnahe Aurorae sind wie erwartet weiter entfernt als zenitnahe Polarlichter. Punkt 2 schafft stattliche 660km Entfernung, während Punkt 5 nur etwa 100km entfernt ist.
Die Punkte 4 und 5 sind durch eine etwa 250km lange, nordwärtsgerichtete Polarlichtschlange verbunden.
Die Unterseiten der Polarlichter haben fast durchgängig Höhen von etwa 100km.

Wenn man die Positionen der Punkte in eine Karte einzeichnet, bekommt man einen Eindruck von der räumlichen Verteilung des Polarlichts. Zahlreiche Punkte liegen hinter dem Skandengebirge auf dem offenen Meer. Polarlichter sind also über riesige Distanzen sichtbar!
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Die folgende Grafik zeigt das Bild horizontal gespiegelt, um den Abgleich zu erleichtern.
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Markant ist der Streamer zwischen den Punkten 1 und 3. Seine Länge konnte auf fast genau 100km bestimmt werden.
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Als "Nebenprodukt" der Rechnungen ergibt sich, daß der Beamer nicht senkrecht, sondern in einem Winkel von 82 1/2 Grad in die Atmosphäre trifft. Dies entspricht etwa der magnetischen Inklination. Die Struktur verläuft also exakt im gleichen Winkel wie die Magnetfeldlinien.
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Den zu erwartenden Wert der Inklination kann man auf den Seiten des GFZ
errechnen lassen. Die Restabweichung von 5 Grad liegt im Rahmen der Fehlertoleranz.

Bei umlaufenden Streamern in mehreren Himmelsrichtungen, treffen sich die Strahlen scheinbar in der Korona. Der Effekt ist ähnlich wie bei dem Radianten eines Meteorstroms. Wenn die Streamer im Winkel der Magnetfeldlinien verlaufen, dann sollte die Krone nicht im Zenit stehen, sondern im Inklinationswinkel über dem magnetischen Süd-Horizont.
Um diese Überlegung zu überprüfen, wurde ein Korona-Bild mit der Simulation eines Sternkartenprogramms überlagert.
Die Krone befindet sich tatsächlich nicht im Zenit, sondern in der erwarteten Höhe von 78 Grad. Bei einem Polarlicht in Deutschland würde der Wert nur bei etwa 65 Grad liegen. Um bei uns eine Korona zu sehen, muß das Polarlicht also deutlich über den Zenit hinaus nach Süden reichen.

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Neben der 3 dimensionalen Form interessierte auch Bewegung der Polarlichter. Bewegungen lassen sich am besten messen, wenn das Polarlicht sehr nah ist. Es sollte sich also nicht am Horizont, sondern im Zenit befinden.
Die folgende Bewegungsanimation besteht aus 3 Bildern die jeweils 6 Sekunden belichtet wurden. In nur 12 Sekunden Zeitabstand gibt es eine beträchtliche Positionsänderung.
Das die Aufnahme zenitnah entstanden ist kann man an den Sternen unten rechts erkennen. Es handelt sich um die beiden hinteren Kastensterne des Grossen Wagens, Dubhe und Merak.
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Nach dem Zerlegen des Bildes wurden im Polarlicht drei prägnante Strukturen markiert und ausgemessen. Es handelt sich jeweils um die Unterseiten von Polarlichtstreamern.
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Die Fusspunkte wurden von unserem Reisegefährten Jürgen Michelberger trigonometrisch bestimmt und in eine Bodenkarte eingetragen.
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Als erstes stellt sich die Frage, ob die 3 Punkte überhaupt korrekt zugewiesen wurden und damit eine reale Änderung zeigen. Dies lässt sich untersuchen indem man berechnet ob die Distanz zwischen A und C tatsächlich der Summe der Distanzen zwischen A und B sowie B und C entspricht. Wäre dies nicht der Fall, so hätten sich die Strukturen im Zickzack bewegt, oder hätten eine stark unterschiedliche Entfernung, was jedoch wegen der zenitnähe unwahrscheinlich wäre. Tatsächlich entsprechen die Strecken A-B + B-C verblüffend genau der Strecke A-C.
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Um sich die Änderung des Polarlichtes besser vorstellen zu können, wurde das Polarlicht über die Bodenkarte projiziert.
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Das Modell ist stark vereinfacht. Der mittlere Punkt wurde nicht berücksichtigt.
Aber das Modell reicht aus um zu verdeutlichen, dass sich Punkt 3 nur wenig bewegt hat. Die Veränderung ist weniger eine Bewegung des Polarlichts, als eine Bewegung im Polarlicht!
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Zwischen Bild-1 und Bild-2 fungiert Punkt 3 fast wie ein Angelpunkt. Die scheinbare Grössenänderung ist primär perspektivisch bedingt. Zwischen Bild-2 und Bild-3 gibt es eine reale Grössenänderung. In nur 6 Sekunden verdreifacht sich der Durchmesser des Polarlichtes.

Polarlichter entstehen durch die Einbringung von Elektronen. Das kann man sich wie bei einem Wasserschlauch vorstellen. Änderungen können dadurch entstehen, dass der Wasserschlauch hin und her bewegt wird. Sie können aber auch dadurch entstehen, dass die Düse des Wasserschlauchs verstellt wird und sich so das Spritzmuster ändert. Letzteres ist zwischen Bild-2 und Bild-3 der Fall, denn die Punkte B3 und C3 sind nur 5km voneinander entfernt. Die Änderung zwischen Bild-1 und Bild-2 erklärt sich am besten dadurch, dass der Schlauch etwas bewegt und zugleich in sich gedreht wurde.
Natürlich mischen sich in der Praxis alle drei Effekte, sie sind nur bei A-B und B-C unterschiedlich dominant.



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Entfernungsrechner mit Koordinaten
Erste Experimente zur Magnetfeldmessung
Polarlichtexperiment in der Mitternachtsdämmerung